Die TV-Moderatorin will in viele neue Rollen schlüpfen

„Verstehen Sie Spaß?“: Was Barbara Schöneberger für ihre Premiere plant

01.04.2022 um 12:29 Uhr

Für ihren bisher größten Job am Samstagabend ist Barbara Schöneberger zu allem bereit: „Ich möchte gern singen, tanzen und lustige Filme präsentieren“, kündigt die TV-Moderatorin als neue Gastgeberin der großen Samstagabendshow an.

Ein Interview von  TV Digital Reporter Dirk Oetjen

Schichtwechsel! Am Samstag, 2. April tritt Gute-Laune-Garantin Barbara Schöneberger bei „Verstehen Sie Spaß?“ (20.15 Uhr im Ersten) die Nachfolge von Guido Cantz an, der zwölf Jahre lang Gastgeber der Show war. Fünf Ausgaben pro Jahr sind mit der Moderatorin vorgesehen, die erste kommt live aus Berlin. Im Exklusivinterview mit TV Digital spricht die die 48-jährige Wahlberlinerin und zweifache Mutter über Showsofas, Burnout und Spaß in den eigenen vier Wänden.

Wie fühlt es sich für Sie an, den großen Showklassiker „Verstehen Sie Spaß?“ zu übernehmen?

Barbara Schöneberger: Leider muss man oft über Dinge reden, bevor man sie gemacht hat. Die erste Ausgabe wird ja live sein. Ich kann mir vorstellen, dass mir das sehr viel Spaß macht: großes Showopening, ich komme die Treppe herunter, habe ein tolles Kleid an. Und es gibt ja ein fantastisches Team, das akribisch die Filme vorbereitet. Ich müsste mich schon richtig doll anstrengen, um das zu versauen. Es wird vielleicht gesungen und hoffentlich ganz viel gelacht. Für mich ist das eine große Spielwiese.

Was wollen Sie singen? Und singen Ihre Gäste dann auch mit?

Alles ist möglich! Wenn ein prominenter Musikgast kommt, warum nicht auch mit ihm singen? Man darf auch nicht jede Kleinigkeit mit dessen Management vorher abklären. Manchmal ist es besser, ihn oder sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Man sollte sich mehr trauen. Und wann, wenn nicht am Samstagabend, kann gesungen und getanzt werden?

Haben Sie als neue Chefin der Show für bestimmte Dinge gesorgt, um das 180-Minuten-Spektakel zu Ihrem zu machen und sich wohlzufühlen?

Mittlerweile fühle ich mich ja auf fast allen Bühnen und vor Publikum so wohl und heimisch, dass ich oft gar nicht mehr darauf achte, Haltung zu bewahren. Deswegen sollte darauf verzichtet werden, mir etwas Essbares hinzustellen, damit ich nicht die ganze Zeit beim Sprechen kaue. Das Einzige, was ich mir aber gewünscht habe, waren bequeme Sitzmöbel. Diese berühmt-berüchtigten halbrunden Showsofas sind eisenhart gepolstert, und man weiß nie, wie man sich hinsetzen soll, damit es gut aussieht. Wir streben jetzt eine Sessellösung an.

Was wollen Sie denn anders machen als Ihre Vorgänger?

Mit den Vorgängern habe ich mich gar nicht so wahnsinnig auseinandergesetzt. Ich bin sowieso nicht der typische Fernsehzuschauer. Ich gucke sehr wenig. Gemessen daran, dass es mein Geschäft ist, bin ich schlecht informiert. Ich war schon häufig in Sendungen zu Gast, die ich noch nie gesehen hatte, und man musste mir erst erklären, was da eigentlich passiert.

Haben Sie sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, Streiche zu drehen?

Ganz im Gegenteil! Ich mache ja die Dinge immer hauptsächlich für mich – ich bin niemand, der sagt, ich mache das nur für mein Publikum. Und ich finde es wahnsinnig lustig, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen, in einem total realen Setting zu spielen und Leute aufs Glatteis zu führen. Mehr geht nicht.

Haben Sie keine Angst, sofort erkannt zu werden, wenn Sie als Lockvogel im Einsatz sind?

Das müssen die von „Verstehen Sie Spaß?“ schon wissen, die machen das ja seit 40 Jahren. Bei meinem ersten Dreh in einem Schlaflabor musste ich nur eine Perücke tragen, wenn auch ein heftiges Exemplar. Sonst sah ich so aus, wie mich meine Familie im Alltag erlebt, nämlich ungeschminkt und mit meiner privaten Brille.

Was sagen Ihre Maskenbildner dazu, dass sie nun weniger zu tun haben?

Ja, die Maskenleute müssen jetzt ganz stark sein. Erst hat man ihnen jahrelang eingetrichtert, sie müssten das Beste aus mir rausholen, und jetzt ist die Arbeitsanweisung manchmal genau gegenteilig. Aber das kriegen sie schon hin.

Wie wird so ein Streich-Dreh mit Ihnen vorbereitet? Gibt’s Generalproben?

Nein, überhaupt nicht. Das Team hinter der Kamera ist so dermaßen professionell! Ich bin für den Schlaflabor-Dreh morgens um 4.30 Uhr abgeholt worden, mir wurde der Fiffi auf den Kopf und ein Knopf ins Ohr gesetzt, und dann wurde ich sehr gut vom Regisseur geleitet. Der sagte: „Jetzt gehst du mal da rein und fragst, was da los ist“ oder Ähnliches. Und dann spielt man ein bisschen. Das Tolle ist: Es ist kein Ein- Personen-Theaterstück, das auf meine Rolle ausgelegt ist, ich bin vielmehr ein kleines Rädchen und gebe der Situation ab und zu ein bisschen Drive. Der- oder diejenige, der reingelegt wird, ist die Hauptperson. Darum darf man die eigene Rolle nicht zu wichtig nehmen.

Sie haben als Lockvogel in der „NDR Talk Show“ mal den Gast Hellmuth Karasek nicht zu Wort kommen lassen. Eine leichte Aufgabe für Sie, oder?

Der Herr Karasek war wirklich süß. Ohne aus der Haut zu fahren, hat er immer wieder versucht, etwas zu sagen, aber wir haben aufs Neue das Gespräch übernommen. Er blieb erstaunlich ruhig, das hatte eine wahnsinnige Komik. Nach der Auflösung kam dann das erleichterte Lachen. Für mich, die für ihr Leben gern lacht und es liebt, wenn andere Menschen das auch tun, ist es das Schönste, wenn jeder Film mit einem Lacher endet.

Versteht Ihre Familie noch Spaß von Ihnen, oder verdrehen Ihre Kinder bei Ihren Scherzen schon mal die Augen?

Ich bin zu Hause gar nicht so der Spaßtyp, der Clown, der ständig lustige Sachen macht. Vielmehr eine ganz normale Mutter. Ich würde sagen: sehr liebevoll, aber auch recht streng. Zu Hause habe ich auch nicht den größten Redeanteil. Ich laufe da so mit, aber ich bin nicht die Hauptperson.

Sind Sie so wie im Fernsehen auch privat gern Gastgeberin?

Wenn ich könnte, würde ich das nur privat machen! Für mich ist es eine Lebensaufgabe, Gastgeberin zu sein. Ich finde es toll, sich Mühe zu geben, alles selber und so schön zu machen, dass es die Leute gemütlich haben. Auch für Vertragsverhandlungen oder wenn Dinge besprochen werden müssen, kommen alle zu mir nach Hause.

Sie zählen zu den lustigsten Frauen Deutschlands. Von wem haben Sie Ihren Humor geerbt?

Ich glaube, Humor ist eine Mischung aus Angstfreiheit, bestimmten Mustern, die funktionieren, also einem Handwerk, was man erlernen kann, und einer sehr großen emotionalen Intelligenz und Empathie der Situation und den Menschen gegenüber – wenn ich das so sagen darf.

Für einige Äußerungen haben Sie allerdings auch schon Shitstorms geerntet. Sind Sie vorsichtiger geworden?

Es gibt Themenkomplexe, von denen ich jetzt lieber ganz die Finger lasse. Ich finde es in vielen Punkten okay, dass wir noch mal einiges überdacht haben und manche Dinge nicht mehr so salopp dahingesagt werden wie vielleicht noch vor fünf Jahren. In anderen Bereichen wird für mich ein bisschen übertrieben. Aber ich nehme mich in der Tat mehr zusammen als früher.

Merken Sie, dass Sie bei Frauen nicht so gut ankommen wie bei Männern?

Nein, heute ist es andersherum. Ich glaube, ich habe einen sehr organischen Übergang von jungen Männern hin zu mittelalten Frauen hinbekommen, was großartig ist, weil ich mit denen jetzt auch alt werden kann. Ich mache ja auch Radio für Frauen, eine Zeitschrift für Frauen. Am Anfang fanden mich die Männer heiß, das hat sich irgendwann erübrigt. Sie sind inzwischen bei Palina Rojinski oder noch jüngeren Kolleginnen gelandet.

Sie sagten einmal, Sie hätten keine Erklärung dafür, dass es so wenig Moderatorinnen gibt. Ist Fernsehen immer noch eine „Spezlwirtschaft“? Sitzen zu viele Männer an wichtigen Hebeln?

Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass Frauen auf der Welt immer noch schlechtere Karten haben als Männer. Aber als Teil der deutsche Unterhaltungsindustrie habe ich meine Jobs gemacht und nie gezählt, wie viele andere Frauen es noch gibt und ob das gerecht ist. Ich weiß auch nicht, warum es mehr Männer in der Comedy gibt, obwohl ich das oft gefragt werde. Mit Sicherheit gibt es viel nachzubessern, und es geht schon vieles in die richtige Richtung. Befragt man allerdings Zuschauer, sagen die meisten leider immer noch: Ich möchte nicht, dass eine Frau durch ein Quiz führt, das sollen Männer machen. Da gibt es klare Erhebungen. Darauf reagiert natürlich ein Unterhaltungschef.

Wie viele Jobs können Sie neben Ihrem Radio, den Werbedeals, Galas, Konzerten und Ihrer Zeitschrift noch übernehmen, bis ein Burn-out droht?

Also, ich arbeite weit weniger als die üblichen fünf Tage die Woche und 46 Wochen im Jahr. Ich könnte schon noch mehr machen. Und ich habe ein sehr gutes Rezept gegen Burn-out: Ich kann extrem lockerlassen und involviere mich möglichst wenig. Ich sage keinem, wie er seinen Job machen soll. Ich trage meine Dinge bei, alles andere machen die anderen.

Denken Sie über ruhigere Zeiten nach?

Ich habe zu Beginn meiner Karriere dem Frieden nicht getraut, genauso traue ich jetzt dem Frieden nicht, dass es für immer so weitergeht. Ich glaube nicht, dass der Applaus mir fehlen würde, würde es heute enden, sondern die Struktur. Aber so gut ich in der Unterhaltung auch beschäftigt sein mag, ich merke an kleinen Dingen: Die könnten jederzeit auch sehr gut ohne mich zurechtkommen. Ich finde ganz gut, das in die eigene Lebensplanung einzubauen.

„Verstehen Sie Spaß?“ : Sa, 2. April, 20.15 Uhr im Ersten

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