Warum Märchen uns verzaubern

Weihnachtszeit ist Märchenzeit: Die besten Neuverfilmungen

25.12.2022 um 18:41 Uhr

Die Volksmärchen gehören für uns untrennbar zu Weihnachten. Ihre Neuverfilmungen sind beliebt. Was macht die alten Stoffe noch heute so faszinierend?

Ein Artikel von TV Digital Chefreporterin Mirja Halbig

Märchen stecken voller Magie. Sie regen unsere Fantasie an, weit mehr als herkömmliche Erzählungen. In ihnen werden vermeintliche Nichtsnutze zu großen Helden, Menschen verwandeln sich in Tiere, das Unmögliche scheint möglich. Wer eine Geschichte mit dem Satz „Es war einmal“ beginnt, erlebt, dass es um ihn herum plötzlich ganz still wird. Die Faszination ist ungebrochen, und so produzieren Fernsehsender jedes Jahr neue Verfilmungen.

HÖRZU zeigt auf einen Blick die Highlights und Märchen-Experte Holger Neumann erklärt, warum die traditionellen Stoffe Kinder und Erwachsene so in ihren Bann ziehen.

„Volksmärchen waren ursprünglich gar nicht für Kinder bestimmt. Erst die Brüder Grimm haben die Geschichten gesammelt, niedergeschrieben und für die Jüngsten überarbeitet“, sagt Holger Neumann, Heilpraktiker für Psychotherapie aus Paderborn. Wer sich als Erwachsener ein Märchen anhört oder ansieht, das er als Kind vorgelesen bekommen hat, wundert sich manchmal, wie brutal es darin zugeht.

Etwa bei Schneewittchen: Erst stirbt die Mutter des Mädchens, dann will ihre Stiefmutter sie auch noch vergiften. Oder bei Aschenputtel: Wie gemein die Stiefschwestern zu ihr sind, obwohl sie gerade ihre Mutter verloren hat. Oder bei Hänsel und Gretel, wo die Schwester mit ansehen muss, wie die böse Hexe den Bruder in einen Käfig sperrt. „Die Inhalte sind bis heute für Kinder und Erwachsene gleichermaßen faszinierend“, sagt Neumann. „Kindern gefällt, dass es Helden gibt und die Charaktere klar in Gut und Böse aufgeteilt werden. Durch die Geschichten werden Mädchen und Jungen auch auf das Leben vorbereitet, auf alles, was kommen kann – bis hin zum Tod.“

Was können Erwachsene aus Märchen lernen?

Und Erwachsene? „Da Volksmärchen keine Orts- und Zeitangaben haben, fällt es uns leichter, die Inhalte auf uns selbst und unsere momentane Lebenssituation zu übertragen. Uns wird bewusst, dass Veränderungen manchmal notwendig sind. Märchenhelden machen uns zudem Mut und zeigen, dass wir Ressourcen haben, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. Oft kommen die Charaktere, denen man am wenigsten zutraut, am Ende groß heraus.“ Die Geschichten lassen uns ein Leben lang nicht mehr los, prägen uns auf gute Weise. Durch Rotkäppchen wissen wir von klein auf, dass wir nie mit Fremden mitgehen sollten. Der Froschkönig lehrt uns, wie wichtig es ist, Versprechen zu halten.

Neben dem Kopf sprechen Märchen aber vor allem unser Herz an: „Tischlein deck dich“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ oder „Dornröschen“ wecken in uns schöne Erinnerungen: an unsere Kindheit, an das Zusammensein mit der Familie, an ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und an die große Kraft der Fantasie. Kein Wunder, dass wir uns gerade an Weihnachten zurücksehnen in die Zeit der Märchen.

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