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Vor rund zehn Monaten startete die weltweite Corona-Impfkampagne. Zahlreiche überzeugte Impfgegner rufen seitdem zum Impfboykott auf. Viele von Ihnen lehnen grundsätzlich auch andere Impfungen ab. Wer sind diese Menschen? Welche Motive verfolgen sie und wovor haben sie Angst? Diese Fragen will die Arte-Dokumentation „Impfgegner – Wer profitiert von der Angst?“ beantworten.
Während die weltweit größte Impfkampagne der Geschichte im Gange ist, begehren die Impfkritiker dagegen auf. Ihren enormen Einfluss verdankt die Bewegung verschiedenen Methoden, den sozialen Medien sowie finanzieller Unterstützung und einigen Leitfiguren. Die Dokumentation folgt der vielleicht wichtigsten Galionsfigur: dem in Großbritannien mit einem Berufsverbot belegten Arzt Andrew Wakefield. In einer wissenschaftlich unsauberen und mittlerweile zurückgezogenen Studie stellte er anhand von zwölf Fällen einen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem MMR-Kombinations-Impfstoff, der gegen Mumps, Masern und Röteln eingesetzt wird, und Autismus her.
Wissenschaftlich verifiziert wurde diese Behauptung nicht, die Publikation wurde zurückgezogen. Wakefield verlor seine Approbation und erhielt Berufsverbot in Großbritannien. Es sickerte durch, dass der Doktor für seine Studie eine hohe Geldsumme erhalten hatte: von einer Kanzlei, die den Hersteller für Kombinationsimpfstoffe verklagen wollte.
Trotzdem fielen danach die Impfraten insbesondere in Großbritannien deutlich ab und Wakefields Popularität wuchs. Nach seiner Übersiedelung in die USA avancierte Wakefield zum Guru der weltweiten Impfgegner. Für die Promotion seines Propagandafilms „Vaxxed: Die schockierende Wahrheit“ (2016) ließ sich sogar Robert de Niro einspannen. Der Hollywood-Star ist selbst Vater eines autistischen Sohnes, distanzierte sich aber später von Wakefield.
Anhand dieser Geschichte und ihrer Einordnung von verschiedenen Experten wird die aktuelle Entwicklung innerhalb der Anti-Impf-Bewegung beleuchtet. Es geht um finanzielle Mittel und wirtschaftliche Interessen, alternative Behandlungsmethoden und Spezialkliniken, Propaganda und rhetorische Mittel, die die Impfgegner einsetzen. Seit der Schweinegrippe haben politische Extreme und Verschwörungstheorien rund um das Thema Impfung zugenommen: von der Überwachung per Mikrochip bis zum "großen Neustart", dem "Great Reset" ist immer wieder die Rede.
In der Doku wird mit Carola Javid Kistel auch eine deutsche Impfgegnerin poträtiert. Die umtriebige Ärztin aus Duderstadt tritt unter anderem in dem Video „Wo wollen wir hin?“ des Querdenkers Björn Banane auf. Der Clip, von Youtube inzwischen gelöscht, propagiert das Narrativ einer tödlichen Impfung. Die Ärztekammer belangte die Medizinerin wegen gefälschter Impfbefreiungs-Atteste ohne medizinische Notwendigkeit.
Außerdem zeigt der Dokumentarfilm Menschen in unterschiedlichen Ländern, die das Impfen kategorisch ablehnen oder skeptisch abwarten. Warum will sich der junge US-Amerikaner Ethan impfen lassen, obwohl seine Eltern dagegen sind? Was treibt den französischen Landwirt Julien dazu, den Impfpass seines Sohnes vor dessen Einschulung zu fälschen um eine Impfung gegen Masern zu umgehen? Weshalb war die Pariserin Julie, die wegen einer Masernerkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist, erst nach 20 Jahren bereit, sich impfen zu lassen? Und was erklärt, dass in Deutschland eine Homöopathie-Ärztin falsche Maskenatteste und Impfzertifikate ausstellt? Die Porträts der aktuellen oder ehemaligen Impfgegner und -skeptiker machen deutlich, wie sehr die eigene Lebensgeschichte die Impfentscheidung eines Menschen beeinflusst.
In ihrem 90-minütigen Film dokumentieren die französischen Journalisen Lise Barnéoud, Marc Garmirian, Colette Camden und Flora Bagenal, dass die Vorbehalte gegenüber Corona-Maßnahmen das Erbe einer tradierten Verschwörungsideologie sind.
"Impfgegner - Wer profitiert von der Angst?": Dienstag, 21. Dezember, 20.15 Uhr bei Arte, in der Mediathek und bei Youtube s.o.)
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