„Sie können uns auch töten"

WHO-Forscher rät bei „Maischberger“: Affenpocken "ernst nehmen"

01.06.2022 um 11:05 Uhr

Die Affenpocken breiten sich auch in Deutschland weiter aus, erste Infektionen wurden diagnostiziert. Ein Grund zur Besorgnis, steht die Welt vor einer neuen Pandemie? WHO-Experte Fabian Leendertz warnt in der ARD-Talkshow vor schweren Verläufen sieht aber keinen Grund zur Panik.

Der Zoonosen-Forscher und WHO-Experte Dr. Fabian Leendertz hat vor acht Jahren an der Elfenbeinküste seinen ersten an Affenpocken gestorbenen Schimpansen gesehen. "Der lag tot auf dem Weg." Aus seiner Sicht sind die Affenpocken nicht extrem gefährlich für den Menschen, aber „sie können uns auch töten". Man müsse auch zwischen zwei Varianten unterscheiden: Die westafrikanische sei weniger gefährlich als die zentralafrikanische.

Schreckensbildern im Internet verzerren das Ausmaß der Symptome

Leendertz erkannte bereits vor seinem Auftritt in der Sendung eine Epidemie, es sei jedoch sehr unwahrscheinlich, dass sie lange andauere. "Die Fälle über Kontaktverfolgung sind gut einzugrenzen und es gibt auch Medikamente und wirksame Impfstoffe, die gegebenenfalls eingesetzt werden können" so Gründungsdirektor des Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald. "Auch die verschiedenen PCR-Systeme sind gut etabliert; die Sequenzierung der Gesamtgenome unproblematisch und serologische Methoden sind ebenfalls vorhanden."

Die Krankheit sei auch leicht zu diagnostizieren, da es meist die recht typischen Hautveränderungen gebe. Gerade die westafrikanische Variante trete mit ein paar kleinen Pocken im Gesicht oder Genitalbereich auf – nicht zu vergleichen mit den Schreckensbildern, die man im Internet findet. Aktuell scheine die sexuelle Übertragung der Hauptweg zu sein, sagt er. Umso wichtiger sei, sie "nicht zu verteufeln", sondern aufzuklären, damit sich möglicherweise Infizierte bei einem Verdacht melden und so helfen, die Verbreitung einzuschränken.

Bei der Antwort auf die Frage von Sandra Maischberger, welche Virusgruppe Leendertz die meisten Sorgen macht, wollte sich der Forscher nicht festlegen: Ich habe PCR-Maschinen und tolle Geräte in meinem Labor, aber keine Glaskugel. Wie müssen auf alles Möglich gefasst sein. Es gibt natprlich Topkandidaten von Virengruppen, die Corona-Viren, die Paramyxoviren, die Influenza und auch die Pocken gehören auf diese Liste und sind schon immer auf dieser Liste. Aber sich da festzulegen wäre gefährlich."

"maischberger": Jeden Dienstag und Mittwoch, 22.50 Uhr im Ersten.

Tags:
Du willst mehr Entertainment-News?
FOLGE UNS AUF GOOGLE NEWS