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Schauspieler Ulrich Matthes spricht im Interview über seine Rolle als Tanzlehrer in der neuen Tragikomödie „Winterwalzer“. Die kann er heute Abend nicht selbst einschalten, denn er steht auf der Bühne.
Er hasst den Hund seiner Nachbarin, pflegt kaum Kontakt zu seiner Tochter und redet allabendlich mit dem Porträt seiner verstorbenen Gattin: Ja, Tanzlehrer Albert (Ulrich Matthes, 64) ist einsam und schwer depressiv. Zum Glück bemerkt seine Tochter Ina (Antonia Bill), eine Ärztin, die Anzeichen: Um ihrem Vater zu helfen, überredet sie Psychiaterin Hanne (Nina Kunzendorf), Albert auf dem Tanzparkett zu therapieren – und sich dafür als Schülerin auszugeben. Ein Plan, der aufzugehen scheint. Doch als sich Albert in Hanne verliebt – und ihren wahren Beruf erfährt – fühlt er sich betrogen. Mit dramatischen Folgen.
Im Interview spricht Schauspieler Ulrich Matthes über seine sehenswerte Tragikomödie „Winterwalzer“ – und erzählt auch, wie er selbst einmal den Weg aus einer „düsteren Phase“ seines Lebens fand.
Ein Interview von TV Digital Reporter Mike Powelz
Was hat Sie an der Rolle des schwermütigen Witwers Albert gereizt?
ULRICH MATTHES: Die Bandbreite der Rolle. Ich fand es sehr schön, dass ich von depressiv über vital bis zu Lebensfreude und Charme alle Facetten spielen konnte. Außerdem wird mir das Genre der Komödie – mit „Tragi-“ davor oder nicht – so selten angeboten, dass ich mich darauf ganz besonders gefreut habe.
Welchen Denkanstoß gibt der Film?
Dass es immer möglich ist, aus Tälern wieder herauszukommen – sei es durch Zufälle oder auch durch eigenen Antrieb. Wir sollten uns daher stets unsere Hoffnung und Zuversicht bewahren. Außerdem sensibilisiert „Winterwalzer“ dafür, dass wir aufmerksam für die Menschen in unserer nahen Umgebung sein sollten – und dass wir uns um sie kümmern, wenn wir spüren, dass es ihnen nicht gut geht. Leider gibt es diesbezüglich manchmal falsche Scheu. Mein Appell: Kümmert euch, traut euch!
Darf man sich aus Sorge wie im Film auch heimlich einmischen?
Eindeutig ja! Ob trickreich oder ganz direkt, ist erst mal absolut wurscht. Hauptsache, man kümmert sich.
Welches von Alberts Problemen ist aus Ihrer Sicht sein größtes?
Ganz einfach: Der Film handelt von der Überwindung einer Depression. Und wenn man es nicht für kitschig halten könnte, würde ich jetzt sagen: „Das Leben ist schön!“ Oh, da hab ich es ja doch gesagt.
Sind Ihnen Depressionen persönlich fremd – oder kennen Sie das auch?
Ja, die kennt doch jeder. Ich bin aber grundsätzlich seelisch so stabil, dass ich da auch recht bald wieder rausfinde – meiner Kindheit und meinen Eltern sei Dank! Im zweiten Coronajahr hatte ich beispielsweise mal eine etwas längere düstere Phase, aber da habe ich mir langsam selbst wieder rausgeholfen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Trauer?
Wenn die eigenen Eltern sterben, ist das ein enormer Einschnitt. Mein Vater ist schon seit 1995 tot, während meine Mutter hochbetagt in der Nacht nach meinem letzten Drehtag von „Winterwalzer“ starb. Das war im vergangenen Dezember. Sie fehlt mir immer noch sehr. Aber natürlich heilt die Zeit auch diese Wunde. Was „Trauerarbeit“ betrifft, ist mir der Begriff persönlich eher fremd. Allerdings kann ich verstehen, dass damit ein aktiver Umgang mit der Bewältigung eines Verlusts gemeint ist. Im Umgang mit dem Tod naher Menschen muss jeder von uns seine eigene Art sowie seine eigene Sprache finden.
Ihre Figur ist umgeben von sich sorgenden Menschen, dieses Glück hat nicht jeder einsame Mensch.
Einsamkeit ist ein großes Thema – und leider kann auch ich dagegen kein Rezept erfinden. Aber auf mich wirkt es so, als ob die Digitalisierung – obwohl sie viel Gutes bewirkt – unseren direkten Austausch und das Soziale verkümmern lässt. Und dann erst der ganze Hass im Netz! Von Angesicht zu Angesicht hätte man sich das früher alles nicht getraut zu sagen, damals gab es noch eine soziale Schranke von Scham oder Gewissen. Anonym fällt das oft weg.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Am 8.12., also dem Tag der Ausstrahlung von „Winterwalzer“, feiere ich Premiere am Deutschen Theater in Berlin – als „Big Daddy“ in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“. Kurios, aber schade. Denn ich finde es toll, einen Fernsehfilm, in dem ich mitspiele, gemeinsam mit – hoffentlich – Millionen anderer Menschen zu gucken. Aber mal ehrlich: Das Theater ist auch schön!
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