TV-Drama ist von echten Fällen inspiriert

Geräte abschalten oder nicht? ZDF-Drama zum Thema Patientenverfügung

25.10.2021 um 17:30 Uhr

Es ist eine Situation, von der jeder hofft, dass sie niemals eintritt. Und doch kann es jeden treffen: Nach einem Unfall oder nach einem unglücklichen Sturz liegt ein Mensch plötzlich im Koma.

Ein harter Schicksalsschlag, auch für die Angehörigen. Vor allem, wenn sie noch dazu über Leben oder Tod entscheiden müssen. Während Ärzte grundsätzlich verpflichtet sind, das Leben von Patienten zu erhalten, müssen Familien weitreichende Fragen klären: Sollen lebenserhaltende Maßnahmen beendet oder verlängert werden?

Vor dieser schwierigen Frage stehen im TV-Drama „Bring mich nach Hause“ (Mo, 25. Oktober, 20.15 Uhr im ZDF) auch die beiden Schwestern Ulrike (Silke Bodenbender) und Sandra (Anneke Kim Sarnau). Bei einem Sturz wird das Hirn ihrer Mutter Martina (Hedi Kriegeskotte) verletzt, sie liegt im Koma. Sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen verlängert werden?

Silke Bodenbender wurde durch den Film nachdenklich

Martina hat keine Patientenverfügung, darum müssen ihre erwachsenen Töchter diese schwere Entscheidung treffen. Doch Ulrike und Sandra sind sich nicht einig. Für die gläubige Ulrike wäre es Mord, die Geräte abzuschalten. Sandra dagegen möchte ein humanes Sterben ermöglichen, das die Qualen der Mutter beendet.

Das TV-Drama ist von echten Fällen inspiriert, die vor dem Bundesgerichtshof verhandelt wurden. Silke Bodenbender sagt, sie sei durch den Film nachdenklich geworden: „Mit jedem Jahr, das man älter wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit, aus einem längeren Koma wieder zu erwachen“, erklärt die Schauspielerin. „Deshalb werde ich sicher bald eine Patientenverfügung machen. Ich finde es sinnvoll, die Verantwortung für sich und seinen Körper über den Tod hinaus zu übernehmen. Auch um den Hinterbliebenen damit sehr viel Leid zu ersparen.“

„Eine gut vorformulierte Patientenverfügung schützt vor künstlicher Leidensverlängerung am Lebensende und bewirkt ein humanes, palliativ begleitetes Sterbendürfen“, sagt Rechtsexperte Wolfgang Putz im Interview mit HÖRZU-Reporter Kai Riedemann. Das Schriftstück schafft Rechtssicherheit für Angehörige und Ärzte. Trotz solcher Appelle hat laut Umfragen nicht mal jeder zweite Deutsche eine Patientenverfügung.

Viele Patientenverfügungen sind nicht bindend

Woran liegt’s? Viele Menschen verdrängen die Problematik. „Wir haben große Angst, uns damit im Alltag zu befassen“, sagt Britta Stöckle, die das Drehbuch des Fernsehfilms schrieb. „Der ganze Komplex ist in vielerlei Hinsicht immer noch tabuisiert.“ Aber selbst dann, wenn eine Patientenverfügung vorliegt, sichert das nicht immer den vom Patienten gewünschten Verlauf, weil die Dokumente häufig unbrauchbar sind.

Laut Experten sind rund 45 Prozent der Verfügungen unvollständig oder ungenau ausgefüllt und daher nicht bindend. Oft sind sie so uneindeutig formuliert, dass sich Ärzte rechtlich nicht in riskante Fälle verstricken wollen. Immer wieder sind Gerichte mit dem Thema beschäftigt. Deswegen gilt: Die Patientenverfügung muss fachkundig formuliert sein, ganz genau beschreiben, in welchem Fall sie wirksam ist, und konkret benennen, für welche ärztlichen Maßnahmen der Wille des Patienten gelten soll.

„Bring mich nach Hause“: Mo, 25. Oktober, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek

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