„ZERV – Zeit der Abrechnung“: Neue ARD-Serie über die legendäre Wendezeit-Soko

Die Krimi-Serie "ZERV – Zeit der Abrechnung" mit Fabian Hinrichs als BRD-Wirtschaftspolizist und Nadja Uhl als Oswt-Kommisarin erzählt von dem gemeinsamen Kampf gegen das Verbrechen, wobei Ost und West im Dauerclinch liegen.

Ein Artikel von TV Digital Reporterin Ulrike Schröder

Ein Land, das keine Gerechtigkeit sucht, findet auch keinen inneren Frieden“, verkündet Bundeskanzler Helmut Kohl nach der deutschen Wiedervereinigung. Deshalb nimmt 1991 in Berlin die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität, kurz: ZERV, ihren Dienst auf. Hunderte Polizisten „von drüben“ sollen bei der Aufklärung von Straftaten des SED-Regimes mitarbeiten. „Es heißt jetzt Kollegen statt Genossen!“, witzelt Karo Schubert. Die Ermordung eines ranghohen Mitarbeiters aus dem Abrüstungsministerium bringt die Ostberliner Kommissarin und den „Besserwessi“ Peter Simon, aus Bremen zur ZERV versetzt, zusammen. Beide beanspruchen den Fall für sich.

Die Ermittlungen führen dieses „Team wider Willen“ zu einem riesigen Waffenarsenal der Nationalen Volksarmee, das längst verschrottet sein sollte. War der Tote illegalem Waffenhandel auf der Spur? Oder selbst verstrickt? Für die forsche Karo wird der Fall bald sehr persönlich, als sie in aufgetauchten Firmenakten den Namen ihres Vaters liest: Axel Schubert ist vor fünf Jahren tödlich verunglückt. Angeblich.

Auch Zwangsadoption und die berüchtigten Jugendwerkhöfe für „Schwererziehbare“ werden in der Serie „ZERV: Zeit der Abrechnung“ Thema. So startet etwa Karos Tochter Silvia eine Kampagne gegen einen Erzieher, der seine Schützlinge ungestraft misshandelte, aber zum Leiter der Jugendhilfe aufstieg. Alle Fälle sind von realen Vorbildern inspiriert.

"ZERV": Die Vergangenheit ruht nicht nach der Wiedervereinigung

Schauspielerin Nadja Uhl, in der DDR aufgewachsen, hatte zuvor noch nie von der ZERV gehört. „Der Anstoß war, dass Produzentin Gabriela Sperl noch so viel Material von ,Preis der Freiheit‘ übrig hatte, das sie verarbeiten wollte“, erzählt die 49-Jährige. Der preisgekrönte Dreiteiler, in dem Uhl 2019 ebenfalls eine Hauptrolle spielte, beschäftigt sich mit den letzten DDR-Jahren bis 1990. Für „ZERV“ sagte Uhl direkt zu, noch bevor konkrete Drehbücher vorlagen: „Und zum ersten Mal in 30 Dienstjahren habe ich keine eigene Recherche betrieben, weil alles so gut dokumentiert war.“

„Schließ endlich mit der Vergangenheit ab!“, bekommt Karo Schubert in der Serie zu hören. „Die Vergangenheit hat noch nicht mit uns abgeschlossen“, kontert sie dann. Auch Nadja Uhl ist der Aufarbeitung des DDR-Systems keinesfalls überdrüssig. „Im Gegenteil. Reflexion über die menschliche Existenz ist vollkommen zeitlos. Wenn wir sehen und verstehen, was früher war, begreifen wir, wer wir heute sind. Es ging und geht immer um Macht oder Geld, da darf man sich keine Illusionen machen.“

Dass die neue Serie „ZERV“ dabei mit viel Humor und Selbstironie Vorurteile auf beiden Seiten aushebelt, ist auch Nadja Uhls Verdienst. „Das Spiel mit den Stereotypen macht ja Spaß“, sagt sie. „Jedes Mal wenn Karo und Peter aufeinanderprallen, muss ich lachen: ,Das FBI kommt!‘ – ,Halt mir diese Ost-Tante vom Hals!‘ Ich mag unsere kämpferischen Momente, aber auch die menschlichen, verletzlichen. Wir haben wirklich unser Bestes gegeben. Deshalb hoffe ich, dass wir weitermachen können.“

Im Anschluss an die ersten Folgen läuft die Doku „ZERV: Die Ermittler“

1991 wird eine eigene Zentralstelle zur Aufarbeitung des DDR-Unrechtsstaats aus dem Boden gestampft. Kriminalbeamte aus der gesamten BRD kommen auf begrenzte Zeit. Es geht um Freiheitsberaubung, Mauertote, um Wirtschaftskriminalität, Korruption – „eigentlich alles“, erinnert sich Manfred Kittlaus, erster Leiter der bis zum Jahr 2000 aktiven ZERV. Tausende Akten lagern auf Halde, täglich kommen neue hinzu. Die Zeit drängt. Viele Fälle drohen zu verjähren, während es der ZERV an Mitteln fehlt – sogar an Bleistiften.

„ZERV: Die Ermittler“ läuft am 22. Februar um 21.50 Uhr im Ersten.

In der Mediathek steht ab 15. Februar zusätzlich „ZERV: Die Dokuserie“ bereit.

„ZERV: Zeit der Abrechnung“: Sechs Folgen ab Dienstag, 22. Februar, 20.15 Uhr im Ersten