Die "DHDL"-Stars werden für den Deal kritisiert 

„Die Höhle der Löwen“: So reich macht der Nestlé-Deal die Ankerkraut-Gründer

14.04.2022 um 11:05 Uhr

Der Lebensmittelriese Nestlé übernimmt die Mehrheit an dem einstigen „Höhle der Löwen“-Startup Ankerkraut. Viel Fans der Gewürz-Marke stehen dem Deal kritisch gegenüber.

Es ist davon auszugehen, dass Nestlé einen dreistelligen Millionenbetrag für die Mehrheit an Ankerkraut gezahlt hat, der zu einem Großteil an die Gründer Stefan und Anne Lemcke gehen wird. Die Firma soll inzwischen 50 Millionen Euro Umsatz jährlich machen.  Der Ankerkraut-Konkurrent Just Spices (60 Millionen Euro Umsatz) verkaufte im Dezember 85 Prozent seiner Anteile an den US-Konzern Kraft Heinz. Kaufpreis damals: Rund 300 Millionen Euro.

Ankerkraut wurde 2013 von dem Ehepaar Lemcke in der heimischen Garage gegründet und vertreibt heute Gewürzmischungen online und im Einzelhandel. Bekannt wurde das Unternehmen durch die erfolgreiche Teilnahme bei der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ im Jahr 2016. Damals hatte sich Investor Frank Thelen bei Ankerkraut beteiligt und unterstützte die Gründer beim Ausbau ihrer Firma. Vor anderthalb Jahren übernahm der französische Investment-Fonds EMZ gut 20 Prozent der Anteile von Ankerkraut. Schon damals floss eine zweistellige Millionensumme und machte die Gründer zu Millionären.  Die Beteiligung hat EMZ nun komplett an Nestlé weitergereicht.  Ex-Löwe Thelen dürfte sich die Hände reiben: Für ihn hat sich das Investment mehr als gelohnt.

Nestlé, größter Lebensmittelhersteller der Welt, steht hinter unzähligen Marken, wie Nesquik, Vittel, Maggi oder KitKat. Das Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Vevey hat 2021 einen Umsatz von 87,1 Milliarden Schweizer Franken erwirtschaftet. Der gigantische Konzern steht immer wieder in der Kritik. Dabei geht es um Vorwürfe wie die Abrodung des Regenwalds, Ausbeutung von Wasserressourcen, umweltschädliche Kaffeekapseln, ungesunde Babynahrung oder wie jüngst Geschäfte mit Russland während des Ukraine-Kriegs.

Die Gründer Anne und Stefan Lemcke, sowie die Geschäftsleitung, bleiben als relevant beteiligte Gesellschafter an Bord und „am operativen Geschäft wird sich nichts ändern“, teilte Ankerkraut bei Twitter mit. In den 1.500 Kommentaren zu dem Tweet ist viel Kritik an dem Deal mit Nestlé zu lesen. „Und damit fliegen die Gewürze bei uns in den Müll“, so ein enttäuschter Nutzer bei Twitter.

„Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, sagt Stefan Lemcke, der als Sohn von Entwicklungshelfern in Tansania aufgewachsen ist. Die Gesprächspartner bei Nestlé hätten sie offen, kritikfähig und kompetent erlebt, erklärt er im Interview mit dem Hamburger Abendblatt. „Es ist ein Unternehmen, das nicht nur viel Wissen in den Bereichen Produktion und Vertrieb hat, sondern auch unsere Leidenschaft für Lebensmittel teilt“, so Anne Lemcke. „Für uns ist es ein unglaubliches Kompliment, dass wir gemeinsam mit so einem großen Konzern an unserer Vision von Ankerkraut arbeiten.“

Das hört sich dann doch alles etwas zu sehr nach einer rosaroten Zukunft an. Letztendlich wird der nicht unerhebliche Kaufpreis die größte Rolle bei dem Verkauf gespielt haben, der den Gründer zu völliger Unabhängigkeit verhilft. Die Mitarbeiter von Ankerkraut sollen von dem Deal profitieren und erhalten eine Erfolgsprämie. Geplant ist zudem die Gründung einer Stiftung, die sich weltweit in sozialen und gesellschaftlichen Fragen engagieren soll. Ganz ohne Bauchschmerzen haben die „DHDL“-Stars ihr Lebenswerk also scheinbar nicht verkauft.

"Die Höhle der Löwen": Immer montags, 20.15 Uhr bei VOX

 

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