Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Herzlichen Glückwunsch, Herr Kommissar! Was sich „Tatort“-Ermittler Miroslav Nemc zu seinem 70. Geburtstag wünscht.
Ein Artikel von HÖRZU-Reporter Sven Sakowitz
Etwas grummelig und impulsiv, aber mit einem großen Herzen und viel Sinn für Gerechtigkeit ausgestattet: So begeistert der Schauspieler Miroslav Nemec als Münchner „Tatort“-Kommissar Ivo Batic schon seit 1991 das TV-Publikum. Gemeinsam mit seinem kongenialen Kollegen Udo Wachtveitl, der den unkonventionellen Kommissar Franz Leitmayr spielt, ist Nemec bislang 95-mal auf Mörderjagd gegangen. Fünf Einsätze sollen noch folgen, dann ist Schluss.
Das ist schade, aber im echten Leben wäre Nemec als Ermittler längst außer Dienst: Am 26. Juni feiert er seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt der Bayerische Rundfunk noch einmal die Doku „Lebenslinien. Miroslav Nemec: Der ,Tatort‘-Kommissar und ich“ sowie den „Tatort“-Fall „… und die Musi spielt dazu“ aus dem Jahr 1994 (beides in der ARD-Mediathek abrufbar).
„Unsere Anfänge beim ,Tatort‘ verliefen etwas holprig“, erinnert sich Miroslav Nemec im Gespräch mit HÖRZU. „Udo und ich sind mit großer Begeisterung zu Werke gegangen, nur die Geschichten der ersten beiden Episoden gefielen uns noch nicht so besonders. Ich musste auch erst mal einen stimmigen Charakter für diesen Batic entwickeln. Was ist das für ein Typ? Wie verhält er sich? Aber so etwa ab dem dritten Film nahm die Sache auf allen Ebenen mehr und mehr Gestalt an und machte richtig Spaß. Das ist bis heute so geblieben.“ Und eine erstaunlich langlebige Erfolgsgeschichte geworden.
Erstaunlich auch deshalb, weil in Nemecs Leben lange nichts darauf hindeutete, dass er einmal als Schauspieler tätig sein würde. Geboren am 26. Juni 1954 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb, wuchs Miroslav Nemec als Sohn eines Bankangestellten und einer Sekretärin auf. Kroatien war damals noch Teil des sozialistischen Jugoslawiens, und Nemecs Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Als Nemec zwölf war, trennten sich seine Eltern. Damit er es besser haben konnte, adoptierten ihn seine Großtante und deren Mann. Sie lebten im bayerischen Freilassing und waren mit einer Firma, die Modelleisenbahnen und Zubehör produzierte, zu Geld gekommen. Erst seit der Adoption trägt Nemec seinen heute bekannten Nachnamen, vorher hieß er Miroslav Strkanec.
„Einerseits waren die Adoption und der Umzug nach Bayern gut für mich“, erinnert sich Nemec. „Es gab genug zu essen, die Wohnung war warm, ich bekam ein Fahrrad und Skier. Aber gerade in der Pubertät hat mir die emotionale Bindung zu meinen Eltern gefehlt außerdem hatte ich Heimweh. Ich fühlte mich zerrissen. Wo ich herkam, war ich nicht ganz weg, und hier noch nicht ganz angekommen, sozusagen im gefühlten Niemandsland.“
Der Weg zur Schauspielerei verlief über Umwege, denn seine erste große Leidenschaft gehörte der Musik. Schon in der Schule gründete er mit Freunden die Band Asphyxia, mit der er heute noch auftritt. Nach dem Abitur studierte Nemec Musik mit dem Schwerpunkt Klavier am Mozarteum in Salzburg und schloss es als Fachlehrer für Musik ab. „Weil ich mir eine Zukunft als Musiklehrer nicht so recht vorstellen konnte und es für die ganz große Musikerkarriere nicht gereicht hätte, folgte ich einer Freundin an die Schauspielakademie nach Zürich“, sagt er.
Nach der Ausbildung spielte er zunächst am Theater, dann in ersten kleineren TV-Rollen – bis das Angebot für den „Tatort“ kam. Geburtstag auf der Bühne Im Unterschied zum kontinuierlichen „Tatort“-Erfolg ging es in Sachen Liebe ein bisschen hin und her. In den 1990er-Jahren war er mit der Schauspielerin Janina Hartwig zusammen. Sie brachte ihre Tochter Amelie mit in die Beziehung, von der Nemec als „meine älteste Tochter“ spricht. 1999 heiratete er Franziska Berchtold, ebenfalls Schauspielerin sowie Mutter seiner Tochter Nina-Ava. Die Ehe hielt nur ein Jahr. Heute lebt er in München mit der 26 Jahre jüngeren Regisseurin Katrin Nemec (geb. Jäger). Die beiden wurden im Jahr 2000 ein Paar, 2012 kam ihre Tochter Mila auf die Welt, 2013 heirateten sie.
„Ich bin mit meiner Familie sehr glücklich“, sagt Nemec. „Es läuft alles intensiv und harmonisch. Deshalb denke ich gar nicht groß über das Älterwerden nach. Dafür mache ich mir viele Gedanken über die Zukunft meiner Töchter. Zwar können sich Frauen zumindest in Europa heute verwirklichen und ihre eigenen Wege gehen. Das ist wirklich eine positive Entwicklung. Aber es gibt so viele Krisen, Kriege und Probleme überall, dass ich mich frage, in was für einer Welt sie eines Tages zurechtkommen müssen. Ich hoffe, dass sie ein erfülltes Leben führen können.“
Und wie feiert er seinen Ehrentag? „An meinem 70. Geburtstag werde ich auf der Bühne stehen“, erzählt er. „In Passau bin ich als Sprecher Teil der Open-Air-Inszenierung ,Kriemhild‘ aus den Nibelungen mit einer neuen Komposition für Chor und Orchester von Enjott Schneider. An meinem Geburtstag steht eine große Probe an – und drei Tage später die Premiere. Aber für den Tag der Premiere hat meine Frau schon eine Lokalität organisiert, in der wir nach der Aufführung mit Familie, Freunden und Kollegen nachfeiern werden.“
Über Geschenke müssen sich die Gäste wohl nicht allzu viele Gedanken machen. „Ich bin zufrieden und brauche auch nichts“, sagt Nemec. „Vielleicht eine neue große Bratpfanne. Das wäre nicht schlecht. Ein gutes Küchenmesser wäre auch okay. Ansonsten wünsche ich mir nur, dass es in meinem Leben so gut bleibt, wie es ist.“