Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Nieder mit dem Imperium! In der Serie „Andor“ wird die Vorgeschichte zum Film „Rogue One“ erzählt. Im Mittelpunkt steht der ambivalente Charakter Andor Cassian, der sich im Kampf gegen das Imperium zunehmend radikalisiert. Die inhaltlichen Parallelen zwischen Serie und aktuellem Weltgeschehen sind nicht zu übersehen.
Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Melanie Kroiss
Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis, da verbreiteten der größenwahnsinnige Imperator Palpatine und sein Diener Darth Vader Angst und Schrecken mit dem Ziel, alle Völker der zahlreichen Welten des „Star Wars“-Universums gefügig zu machen. Doch wie stets in einem Unrechtsregime standen einige Geknechtete irgendwann auf und kämpften für einen Wandel – koste es, was es wolle, vielleicht sogar ihr Leben.
Die brandneue Serie „Andor“ will nun ausloten, unter welchen Bedingungen solch eine Revolution ihren Anfang nimmt. „Es geht darin um Menschen, die die Kontrolle übernehmen“, fasst der mexikanische Schauspieler Diego Luna („Narcos: Mexico“, Netflix), der den Titelhelden Cassian Andor verkörpert, im Interview zusammen. Nicht mehr und nicht weniger: Sie sind das Volk.
„Wenn man eine Geschichte erzählt, die in einer weit, weit entfernten ‚Star Wars‘- Galaxis angesiedelt ist, kann man ruhigen Gewissens Beispiele aus der Welt zitieren, in der man tatsächlich lebt“, findet Luna. Und so hat „Andor“ den Anspruch, so realistisch wie möglich zu bleiben und Parallelen zum politischen und sozialen Geschehen auf dem Planeten Erde zu ziehen. Gar nicht so einfach unter dem Dach des „Star Wars“-Franchise, dessen Filme doch liebevoll als Space Operas, also Seifenopern im All, bezeichnet werden.
Allerdings hat bereits „Rogue One: A Star Wars Story“ (2016, Disney+) gezeigt, dass man den Fans auch einen ernst zu nehmenden Actionthriller zumuten kann. Die Protagonisten darin sind nicht einfach nur gut und böse, sondern innerlich zerrissen. Fantasyelemente wie die übernatürlich begabten Jedi und die philosophisch überhöhte „Dunkle Seite der Macht“ werden nur am Rand gestreift.
Der Film folgt einer Gruppe von Rebellen, deren Heimatplaneten unter der Herrschaft des Imperiums leiden. Sie stehlen die Konstruktionspläne des Todessterns, mit dem die Allianz der Rebellen zerschlagen werden soll. Wer die Pläne hat, verfügt über essenzielles Wissen zur Zerstörung dieser Superwaffe – ein Ereignis, das den Anfang vom Ende des Imperiums einläuten könnte. „Andor“ wiederum setzt fünf Jahre vor den Ereignissen von „Rogue One“ und damit zwischen „Star Wars: Episode III“ (2005, Disney+) und „Episode IV“ (1977, Disney+) an.
Die Story der ersten zwölf Folgen erstreckt sich über die Dauer eines Jahres und stellt den Menschen Cassian Andor in den Vordergrund. Schon als Kind war er gezwungen zu kämpfen. Frieden, Wohlstand oder ein ganz normales (Familien-)Leben kennt er nicht. Wie aus einem Mann, der aus dem Nichts kommt, ein Topspion und Kämpfer für die Ziele der Rebellion wird, sollte (und wollte) „Rogue One“-Co-Autor Tony Gilroy in „Andor“ herausarbeiten. Keine schlechte Wahl, die die Verantwortlichen von Disney mit ihm trafen. Der New Yorker schrieb unter anderem die Bücher für die „Bourne“-Spionageabenteuer (Prime Video) und George Clooneys „Michael Clayton“- Thriller (Prime Video).
Gegenüber dem US-Magazin „Vanity Fair“ beschreibt Tony Gilroy seinen Cassian Andor als Menschen, der „auf finstere Art und Weise moralisch kompliziert“ ist. Soll heißen: Er ist ein Mörder. Das wurde schon in seiner allerersten Szene in „Rogue One“ klar, als Andor einen Verbündeten tötet, damit der nicht in die Hände des Gegners fällt. „Er war eben ein Guerillakämpfer“, meint Gilroy.
Die neue Serie ist in der Wahlheimat Cassian Andors angesiedelt, und „wir können dabei zusehen, wie sich die Menschen dort radikalisieren“, so Tony Gilroy. „Das Imperium expandiert rasant: Ständig werden neue Planeten kolonialisiert und unterworfen. Sie löschen jeden aus, der sich ihnen in den Weg stellt“, resümiert der Autor. „Sie sind dabei, Handelsplaneten zu übernehmen, um ihre Versorgungsketten zu straffen.
Die Unterdrückung der Kulturen dient ihnen dazu, sie auseinanderzureißen und zu zerstören.“ Ersetzt man in Gilroys Aussagen „Imperium“ und „Planeten“ durch „Autokratie“ und „Nationen“, lesen sie sich wie aktuelle Nachrichtenmeldungen – und bestätigen die von Hauptdarsteller Diego Luna beschworenen Parallelen zwischen Serie und Realität. „Wir suchten immer wieder Beispiele aus dem echten Leben, um unsere Geschichte so bodenständig und menschlich wie nur möglich zu halten“, so Luna. „Darin liegt der besondere Reiz der Serie.“ Seine Figur werde gezwungen, immer in Bewegung zu bleiben, nie zu verweilen. So etwas wie Sicherheit existiert nicht. Ein Schicksal, das man heutzutage überall vorfände: Cassian Andor ist „ein Flüchtling auf der Reise“.
"Andor": Ab dem 21. September bei Disney+ verfügbar