"Bin jetzt drei Monate in einen Mann verliebt"

„Becoming Karl Lagerfeld“: Daniel Brühl will kein Imitator sein

07.06.2024 um 14:42 Uhr

Daniel Brühl als genialer Designer, der geliebt werden will: „Becoming Karl Lagerfeld“, ab dem 7. Juni bei Disney+ verfügbar, zeigt den Mann hinter dem Markenzeichen.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Ulrike Schröder

Karl der Große, Kaiser Karl, Modezar: lauter majestätische Superlative für den charismatischen Designer Karl Lagerfeld. Ein Weltstar, den jeder kennt, auch dank seines unverwechselbaren Looks: Pferdeschwanz, steifer Hemdkragen, dunkle Sonnenbrille – hinter der er sich auch versteckte: Über das Privatleben des kreativen Workaholics („Stress? Ich kenne nur Strass!“) weiß man wenig. In „Rush – Alles für den Sieg“ (2013) verkörperte er Formel-1-Legende Niki Lauda, jetzt traut sich Daniel Brühl an eine echte Ikone.

Für den Schauspieler ist Karl Lagerfeld „ein schillernder, professioneller, humorvoller Macher, der aber schwer zu greifen ist – weil er so viel geleistet hat, dass es fast unmenschlich erscheint. Irgendwann hat er diese Persona erschaffen. Da fragt man sich natürlich erst recht, wie der Mensch dahinter wirklich ist“, sagt Daniel Brühl im Interview. „Wer war die Person, bevor sie zur Persona wurde? Darum geht es in der Serie.“

DARUM GEHT's in „Becoming Karl Lagerfeld“

„Becoming Karl Lagerfeld“ steigt 1972 ein. Karl ist 38 Jahre alt, trägt zunächst noch Vollbart und verdingt sich als „Söldner“ für jedes Modehaus, das ihn engagiert: „Ich bleibe anonym und passe mich Ihrem Stil an.“ Mit Entwürfen für die erschwinglichen Prêt-à-porter-Kollektionen macht sich der fleißige, ehrgeizige Designer einen Namen. Von den versnobten Couturiers wird sein Erfolg jedoch eher belächelt: „Prêt“ ist für sie Masse statt Klasse.

Mit Überflieger Yves Saint Laurent, gefeiertes „Orakel der Haute Couture“, verbindet Karl eine freundschaftliche Rivalität, seit beide vor bald 20 Jahren bei einem Designwettbewerb gewonnen haben. Die Situation verschärft sich dramatisch, als sich der disziplinierte Lagerfeld verliebt: Jacques de Bascher, ein Dandy aus französischem Adel, wird sein Lebensgefährte – und fängt ausgerechnet mit Yves Saint Laurent eine Affäre an. Die Serie basiert auf der Biografie „Kaiser Karl“ von Raphaëlle Bacqué, im Vorspann steht umsichtig: „Frei inspiriert vom Leben Karl Lagerfelds“. Daniel Brühl hat sogar drei Biografien gelesen, „die sich alle widersprechen. Es war ein spannender Prozess der Annäherung: Was übernimmt man, was überlegt man sich selbst? Ich musste meiner Intuition folgen. Man will ja kein Imitator sein.“

Immerhin hat er Karl Lagerfeld einmal persönlich getroffen: „Vor fast 20 Jahren hat er Fotos von mir gemacht. Und ich habe erst jetzt erfahren, dass er damals angeblich gesagt hat: ‚Jetzt bin ich ein Fan von dem Jungen!‘, nachdem er ‚Good Bye, Lenin!‘ gesehen hatte. Das gibt mir natürlich ein gutes Gefühl. Wenn’s denn stimmt, aber ich will es mal glauben.“

Eiserner Wille zum Erfolg

Niemand glaubt fester an seinen Erfolg als Karl Lagerfeld selbst. Wie der professionelle Perfektionist seinen Weg geht, Enttäuschungen wegsteckt, ohne aus der Rolle zu fallen, dabei aber Biss entwickelt – das alles spielt Daniel Brühl souverän. „Ein großes Thema ist das Streben nach Anerkennung, ernst genommen und geliebt zu werden. Das kann ich als Schauspieler gut nachvollziehen. Gerade am Anfang muss man mit Ablehnung und Frustration umgehen und sich einen Panzer zulegen.“ Der Lagerfeld bei seiner wohl einzigen großen Liebe Jacques de Bascher allerdings wenig nützt.

„Es gibt ganz zarte, hochemotionale Momente“, betont Brühl. „Beim Drehstart habe ich zu meiner Frau gesagt: Tut mir leid, ich bin jetzt drei Monate in einen Mann verliebt. Sie hat den Darsteller Théodore Pellerin dann kennengelernt und meinte: ‚Das ist okay, ich mag den auch.‘ Wir haben wirklich toll miteinander getanzt, sozusagen.“

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