„Blond“ bei Netflix: Ana de Armas glänzt als Marilyn Monroe

Der Film über das Leben von Marilyn Monroe ist kein gewöhnliches Biopic – und kommt ihr doch ungewöhnlich nah. Marilyns Schicksal könnte für Ana de Armas die Rolle ihres Lebens sein.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporter Hendrik Thies

Norma Jeane Baker – so  der bürgerliche Name von Marilyn Monroe – starb vor 60 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten. Es war das traurige Ende der wohl berühmtesten Blondine des 20. Jahrhunderts, eines Sexsymbols und einer der größten Ikonen Hollywoods. Für ihr Aussehen und ihre Paraderolle als naives Dummchen, das Männern den Kopf verdreht, wurde sie geliebt und gefeiert. Doch abseits der Kameras hatte sie auch eine nachdenklichere Seite, haderte mit dem Ruhm und fühlte sich als Schauspielerin wenig ernst genommen. Um dieses kräftezehrende Doppelleben der Monroe dreht sich der Film „Blond“. (ab Mi, 28.09. bei Netflix)

Er ist kein klassisches Biopic, denn als Vorlage diente Regisseur Andrew Dominik („Killing Them Softly“) der gleichnamige, für den PulitzerPreis nominierte Roman von Joyce Carol Oates aus dem Jahr 2000. Die Autorin selbst bezeichnet ihr 700-Seiten-Werk als Fiktion, für die sie sich in das Seelenleben der Monroe hereingedacht und innere Monologe ersponnen habe. Zeitgenossen von Marilyn, darunter auch ihre Affären, sind aus rechtlichen Gründen zwar namentlich verfremdet, lassen sich für Kenner der 1950erund 1960er-Jahre aber leicht entschlüsseln. Nach dem Wahrheitsgehalt des Films gefragt, sagte Dominik dem „Rolling Stone“: „Der Film ist Fiktion. Aber er ist wahrscheinlich näher an der Wahrheit als das, was die Filmstudios aus Marilyn gemacht haben, damit ihre Filme zu Kassenschlagern wurden.“

Erst Bond, dann blond Für Hauptdarstellerin Ana de Armas markiert „Blond“ eine weitere Zündstufe ihres raketenhaften Aufstiegs. Nach dem Überraschungserfolg „Knives Out – Mord ist Familiensache“, einem Kurzauftritt in „James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben“ und einer Nebenrolle im Netflix-Hit „The Gray Man“ gehört die Kubanerin derzeit zu den gefragtesten Frauen in Hollywood. Die amerikanische Ikone schlechthin zu spielen dürfte ihren Lebenslauf noch weiter aufpolieren. Erste Ausschnitte und Bilder zeigen eine erstaunlich große Ähnlichkeit zwischen Ana de Armas und der von Natur aus brünetten Monroe.

Bis zu drei Stunden soll die frühmorgendliche Verwandlung bei den Dreharbeiten gedauert haben. Doch auch abseits von Make-up, Perücke und Kostüm überließ de Armas nichts dem Zufall: „Ich habe den Roman verschlungen, Hunderte Fotos, Videos und Tonaufnahmen intensiv studiert. Jede Szene des Films ist inspiriert von einem echten Foto. Unsere erste Frage war dabei immer: Wie fühlt sich Norma hier gerade?“

Ein Film über das Leben von Marilyn Monroe wäre unvollständig ohne die Männer an ihrer Seite. Und so spart das Drama weder ihre drei gescheiterten Ehen (u. a. mit der BaseballLegende Joe DiMaggio und dem Schriftsteller Arthur Miller) noch die vermeintlichen Liebschaften mit US-Präsident John F. Kennedy und dessen Bruder Bobby aus. Die Männerwelt war es, die Norma Jeane Baker förderte, vermarktete und zum Objekt degradierte. Doch abseits des Scheinwerferlichts war sie allein. So wie in der Nacht, in der sie starb.

"Blond": Ab dem 28. September bei Netflix

Der Artikel erschien zuerst im Magazin "Streaming"