Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Eine Astronautin verschwindet, ihr Mann wird gejagt: Die Miniserie „Das Signal“ mit Florian David Fitz in der Hauptrolle ist ein unheimlich fesselnder Genre-Spagat.
Die waren mit ’ner Rakete im All, die gehen doch nicht in einem lächerlichen Flugzeug verloren!“ Sven versucht, Tochter Charlie und sich selbst zu beruhigen. Nach einer Forschungsmission auf der Internationalen Raumstation ISS kehrt seine Frau Paula endlich zurück, ihre Raumkapsel ist heil in der chilenischen Atacama-Wüste gelandet. Doch die Hoffnung, dass der Linienflug, der Astronautin Paula und ihren Kollegen nach Hause bringen soll, bloß Verspätung hat, schwindet schnell: Die Maschine ist vom Radar verschwunden. Dann tauchen Bruchteile eines Funkspruchs auf. Zu hören ist Paula, die sich an ihren Mann Sven wendet. Was hatte sie überhaupt im Cockpit zu suchen?
So beginnt der Vierteiler „Das Signal“. Und das ist erst der Auftakt zu einem komplexen Verwirrspiel zwischen Himmel und Erde, das sich schwerlich auf ein Genre eingrenzen lässt. Hauptdarsteller Florian David Fitz überlegt im TV DIGITAL-Gespräch mit: „Schwierig. Es ist ein Rätsel, ein Vexierspiel. Drama klingt so lahm, und Thriller könnte falsche Erwartungen wecken. Sagen wir: ‚Das SignaI‘ ist wie ein Mystery-Drama-Spiegelkabinett.“
Ursprünglich war das Projekt fürs Kino geplant, die Idee stammt von Regisseur Sebastian Hilger und seiner Frau, Drehbuchautorin Nadine Gottmann. 2016 sorgte das Paar mit dem genreverwandten Film „Wir sind die Flut“ (bei Freevee) für Aufsehen: Vor der deutschen Küste verschwindet das Meer – und mit ihm sämtliche Kinder.
Hier wird die größte Angst bald zur Gewissheit: Das verschollene Flugzeug ist abgestürzt. Es gibt keine Überlebenden, Paula gilt als Terroristin und Mörderin. Vor Svens Haus lauern Kamerateams und ein wütender Mob. Dazu sitzt das Bundeskriminalamt dem verzweifelten Vater im Nacken, dessen größte Sorge seiner Tochter gilt. Wie soll er Charlie beibringen, dass ihre Mutter nie mehr zurückkommt? Und was hat es mit der letzten kuriosen Sprachnachricht auf sich, die Paula auf Svens Handy hinterlassen hat? Wollte sie ihm eine verschlüsselte Botschaft zukommen lassen? Einbildung oder Verschwörung?
Parallel zu diesem Gefühlskrimi geht es in Rückblenden hoch hinaus und weiter in die Tiefe. Wir erleben die Liebesgeschichte zwischen der Visionärin Paula, die nach den Sternen greift, und dem Öko Sven, der noch nicht mal ein Smartphone besitzt. Verraten darf und muss man im Hinblick auf den Titel zudem, dass Paula an Bord der ISS ein mysteriöses Funksignal auf[1]fängt, das nicht von der Erde stammen kann. Sie hört eine Kinderstimme, die nur ein einziges Wort sagt: „Hello?“ So lautete denn auch der ursprüngliche Arbeitstitel der Miniserie, für die das Team die European Space Agency (ESA) zurate zog. Gemäß deren Richtlinien dürfen Bewerber und Bewerberinnen für Einsätze im All – wenig überraschend – „keine psychischen Störungen“ haben.
In „Das Signal“ steht durchaus die Frage im Raum, ob Paula, die im Auftrag einer etwas dubiosen Stiftung auf der ISS ist, nicht allmählich den Verstand verliert und sich das „Hello?“ nur einbildet. Vielleicht sehen wir aber auch einen sehr realen Verschwörungsthriller. Dass es bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt, geht anteilig auf das Konto von Florian David Fitz, der sich längst mit Drehbüchern (zuletzt „Oskars Kleid“) einen Namen gemacht hat. Bei seiner ersten Serie ging er auch als Co-Autor aufs Ganze: „Wie kannst du die Story so verschachteln und Haken schlagen, dass es wirklich spannend bleibt? Auf den ersten Blick erzählen wir eine realistische Geschichte über Verlust und Trauer, aber dann entwickelt sich daraus Stück für Stück etwas anderes“, sagt Fitz. „Das Publikum immer wieder auf falsche Fährten zu locken, obwohl wir mittlerweile alle sehr geübt sind, weil wir schon so viel gesehen haben – das war die größte Aufgabe.“ Mission erfüllt!
Ein Artikel von Ulrike Schröder für TV DIGITAL