Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Neuer Fall, alte Wunden: Die 2. Staffel des Alpenthrillers „Der Pass“ ist bei Sky gestartet. Kann sie an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen? Die Chancen steht gut, schließlich ist Gedeon Winter doch nicht tot.
Ein Artikel von TV Digital Redakteur Michael Tokarski
Deutscher Fernsehpreis, GOLDENE KAMERA, Grimme-Preis: kaum eine Preisverleihung im deutsch - sprachigen Raum, bei der die erste Staffel von „Der Pass“ nicht abgeräumt hat. Ideale Vorzeichen für eine gelungene Fortsetzung, richtig? Man könnte aber auch sagen: Die Fallhöhe ist riesig.
Jetzt startet Staffel zwei der Thrillerserie der Autoren und Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert („Die Dasslers“). Wieder gibt es eine Mordserie nahe der deutsch-österreichischen Grenze. Täter ist der psychisch gestörte Millionenerbe und Jäger Alexander Gössen (Dominic Singer). Dessen Bruder geht bis zum Äußersten, um ihn und das Familienunternehmen zu schützen.
Abermals ermitteln die deutsche Polizistin Ellie Stocker (Julia Jentsch) und – Überraschung! – ihr österreichischer Kollege Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek). Überraschung, denn am Ende von Staffel eins wurde Winter Opfer eines Anschlags der Mafia, drei Schüsse trafen ihn aus nächster Nähe. Dass der korrupte Zyniker überlebt hat, kommt für die Zuschauer also unerwartet. Den Serienmachern ging es kurioserweise ähnlich.
„Staffel eins haben wir damals so radikal wie möglich geschrieben, ohne eine mögliche Fortsetzung im Hinterkopf“, verrät Co-Autor und Co-Regisseur Cyrill Boss TV DIGITAL. „Deshalb sollte Gedeon Winter auch zunächst sterben. Während des Drehs fiel uns dann auf, wie viele Facetten wir bei seiner Figur noch nicht beleuchtet haben und was es da alles noch zu erzählen gibt.“ Sein Kollege Philipp Stennert ergänzt: „Wäre Winter wirklich gestorben, hätten wir ihn eigentlich zu glimpflich davonkommen lassen. So muss er sich die unbequeme Frage stellen: ‚Was mache ich nun aus meinem verkorksten Leben?‘“
Winter mag überlebt haben, ist aber schwer gezeichnet. „Uns war wichtig, sein Überleben nicht einfach wegzuerzählen“, sagt Boss. „Winters gesundheitliche Probleme mussten wesentlicher Teil der Geschichte sein.“ Alte Wunden trägt auch Ellie Stocker mit sich. Nach ihrer fast tödlichen Begegnung mit dem „Krampus-Killer“ in Staffel eins leidet sie an Panikattacken. „Ellie ist eine andere Person“, er - klärt Julia Jentsch. „Der vorherige Fall lässt sie nicht los. Wir wollten zeigen, was es mit einer Ermittlerin macht, die so was erlebt hat.“
Diese Frage hat die Schauspielerin nicht nur im Gespräch mit den Autoren erörtert, sondern auch mit Alexander Horn. Der renommierte Fallanalytiker hat die Produktion wie schon in Staffel eins beraten. Was beim Dreh diesmal anders war: das Wetter. Von den Schneemassen der ersten Staffel konnten die Macher nur träumen. Wegen der milden Temperaturen mussten Stennert und Boss mit allen Tricks arbeiten: Kunstschnee, digitale Schneeflocken und echter Schnee, der aus benachbarten Skigebieten angekarrt wurde.
Den fertigen Folgen merkt man dieses Problem nicht an. Im Gegenteil. Von Anfang an stellt sich die markante „Der Pass“- Stimmung ein: düster, bedrückend, verstörend. Stennert und Boss gelingen wieder grandiose Bilder. Und inhaltlich fällen sie mutige Entscheidungen. Der alte Gedeon Winter – mit seiner Schnoddrigkeit ein Publikumsliebling – ist weg. Dafür dringen die Serienmacher noch tiefer in die Psyche ihrer Figuren vor. Die faszinierende Brüder-Dynamik auf der Täterseite tut ihr Übriges. Kurzum: Die neue Staffel von „Der Pass“ ist dem Vorgänger ebenbürtig. Mindestens.
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