Einer härter als der andere!...
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Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Die Erwartungen an die „Der Herr der Ringe“-Vorgeschichte „Die Ringe der Macht“ sind gewaltig: Wird die Amazon-Serie halten können, was sie verspricht?
Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Melanie Kroiss
Wir dachten, der Krieg sei endlich beendet. Wir dachten, unsere Freuden würden niemals enden. Wir dachten, unser Licht würde niemals schwächer werden“, erzählt Galadriel aus dem Off, während atemberaubende Naturaufnahmen und eine in güldenes Licht getauchte Zeremonie zu sehen sind, bei der die Elbin mit einem Lorbeerkranz gekrönt wird. Galadriel hat hart gegen das Böse in Form des gottähnlichen Morgoth gekämpft und unter großen Verlusten den Sieg für die freien Völker Mittelerdes errungen.
Im Zweiten Zeitalter, das nun anbricht, soll das Leben besser und friedlicher werden. Doch wer sich mit den Gedanken und Werken des Literaten J.R.R. Tolkien (1892–1973) schon einmal auseinandergesetzt hat, weiß, dass so ein Zustand nicht von Dauer ist.
Oder, korrekter: nicht von Dauer sein kann, da die Inspiration des Briten in der nordischen Mythologie und wechselvollen Geschichte der Menschheit selbst liegt. So erzählt diese kurze Sequenz aus einem der zahlreichen Teaser-Trailer zum Serienevent „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, das am 2.9. bei Prime Video startet, höchst eindrucksvoll, wie schön das Leben in Mittelerde in der Ära vor den Geschehnissen aus „Der Herr der Ringe“ sein kann – und wie vielfältig.
Niemand weiß das so gut wie der Konzeptdesigner der Serie, John Howe. Er illustriert seit Jahrzehnten Tolkiens Welten in Büchern und entwarf Vorlagen, nach denen Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogien ausgestattet wurden.
Trotz all seiner Erfahrung betrachtet er die Arbeit an „Die Ringe der Macht“ als „aufregendes Neuland“, wie er TV DIGITAL verrät:
„Meine Quelle ist nach wie vor Tolkien – aber es war nichts in Stein gemeißelt.“
Etwa die Gestaltung der sagenhaften Insel Númenor, die zum allerersten Mal zu filmischem Leben erwacht. Sie zu entwerfen stellte eine Herausforderung für den Designer dar. „Zu der Zeit, in der ‚Der Herr der Ringe‘ spielt, ist Númenor nur mehr eine Legende, die weit in der Vergangenheit liegt. Ein untergegangenes, verblasstes Königreich. In ‚Die Ringe der Macht‘ aber ist dieses Inselreich ein lebendiges Imperium“, so John Howe.
Auch Produktionsdesigner Ramsey Avery („Guardians of the Galaxy, Vol. 2“, Disney+), der nach Howes Zeichnungen Mittelerde an über 200 Sets in Neuseeland sinnlich erlebbar machte, verlor sein Handwerkerherz an Númenor. „Wir haben eine komplette Stadt gebaut, inklusive funktionierender Kanäle“, erzählt er im Videointerview.
Sein größtes Glück aber war der Bau der Schiffe sowohl für die númenorischen Seefahrer als auch die Elben: „Wir zimmerten ein Transportschiff, ein Schwanenschiff und ein orientalisch angehauchtes Schiff zusammen. Wir haben versucht, in allem, was wir gestaltet haben, die tausendjährige Geschichte dieses Zweiten Zeitalters spürbar zu machen. Das war einfach großartig!“
Dafür nahmen die Amazon Studios über 460 Millionen US-Dollar in die Hand. Eine gewaltige Summe, die jedoch keine Einladung zur Geldverschwendung war. Der Visual-Effects-Spezialist Ron Ames („Avengers: Age of Ultron“, Disney+), der bei „Die Ringe der Macht“ die gesamte Technik von der Kamera über Musik und Sound bis hin zur Postproduktion leitete, stellt dazu eine interessante Rechnung auf: „Zunächst muss man verstehen, dass das hier nicht Fernsehen ist, sondern ein Achtstünder in Spielfilmqualität, ähnlich ‚Game of Thrones‘. Wir haben an 9000 visuellen Effekten gearbeitet, bei ‚Avengers: Age of Ultron‘ verwendeten wir 2500. In der finalen Version von ,Die Ringe der Macht‘ verbleiben 6000 Effekte, das entspricht drei Hollywoodfilmen“, führt Ames aus. Von denen wiederum hätte jeder ein Budget von rund 200 Millionen Dollar.
Heißt: Die Serie ist quasi ein Schnäppchen. Und sie ist das Abenteuer ihres Lebens, wie John Howe, Ramsey Avery und Ron Ames einhellig bestätigen. „Die Ringe der Macht“ soll das Meisterstück des gesamten Teams werden, das den Zuschauern die Schicksale der Elben und Zwerge, Menschen und Orks, Harfüßer und magischer Wesen Mittelerdes nahebringen will.
Sie alle fiebern nun den Reaktionen von Millionen von Fans weltweit entgegen. Ihr Hoffen und Bangen verstünde wohl niemand besser als Tolkien selbst, der einmal sagte: „Ich habe mein Herz bloßgelegt, und nun kann man darauf schießen.“
„Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“: Ab Freitag, 2. September bei Amazon Prime Video