Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Ein letzter Coup stellt eine Bande französischer Langfinger-Ladys auf eine harte Probe. Gelingt ihnen die eigentlich unmögliche Mission?
Ein Artikel von Hendrik Thies für unser Magazin STREAMING
Carole (Mélanie Laurent) und Alex (Adèle Exarchopoulos) sind Freundinnen zum Pferdestehlen – im wörtlichen Sinne, denn sie verdienen ihren Lebensunterhalt als professionelle Kunstdiebinnen. Eine stressige Arbeit, bei der die bei[1]den stets mit einem Bein im Knast stehen. Auch das ständige Leben auf der Flucht erweist sich als Belastung, und als Carole erfährt, dass sie schwanger ist, würde sie unter ihre kriminelle Karriere lieber heute als morgen einen Schlussstrich ziehen.
Aber natürlich gibt es da diesen berüchtigten „allerletzten Job“, für den Carole und Alex bereit sind, noch einmal alles zu riskieren. Allerdings scheint das Vorhaben, ein wertvolles Gemälde aus dem Louvre zu klauen, selbst für das eingespielte Duo eine Nummer zu groß. Also suchen sie nach Mitstreitern und finden in Clarence (Félix Moati) einen Mann fürs Equipment und in Sam (Manon Bresch) eine talentierte Fluchtwagenfahrerin. So minutiös die Vorbereitungen auch laufen,irgendwann befindet sich die Truppe im Visier sämtlicher Spezialeinheiten, die die Pariser Polizei aufzubieten hat.
Die Zahl der knallharten Frauen, die sich in Actionfilmen gegen die Männerwelt behaupten müssen, hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Ob in „Tomb Raider“, „Wonder Woman“ oder „Black Widow“ – mitreißende Fights sind nun wirklich keine reine Männersache mehr. So absolvierten die „Diebinnen“-Darstellerinnen drei Monate vor Drehbeginn ein schweißtreibendes Muskeltraining, um für die Actionszenen fit zu sein.
In einem Punkt wollte Regisseurin und Hauptdarstellerin Mélanie Laurent (siehe Kasten rechts) aber etwas bewusst anders machen als ihre Vorgängerinnen. „Mir fiel auf, dass die Heldinnen häufig einschüchternd wirken und keinerlei Sinn für Humor haben. Ich möchte Figuren zeigen, die so natürlich sind, dass man am liebsten mit ihnen abhängen möchte“, sagte Laurent im Interview mit dem Branchenmagazin „Variety“.
Dass weibliche Charaktere in einem Hollywood-Film in ihrer Freizeit rauchen und Wein trinken würden, sei allerdings aus der Sorge, die Zielgruppen zu verprellen, undenkbar. In der französischen Filmtradition habe es derlei Tabus laut Laurent dagegen nie gegeben. „Ich wollte Frauen aus dem Leben zeigen, die finanziell unabhängig sein können, Kinder haben dürfen, aber deren Liebesleben auch aufgrund ihres Jobs als Diebinnen kompliziert ist.“ So ist Alex zum Beispiel eine Scharfschützin mit ruhigem Händchen. Legt sie jedoch ihre Waffe zur Seite, fehlt es ihr an Selbstbewusstsein.
Für eine bedeutende Nebenrolle konnte Filmemacherin Laurent einen legendären Star gewinnen: Isabelle Adjani (68) zählt zu Frankreichs renommiertesten Darstellerinnen. Fünfmal wurde sie mit dem französischen Filmpreis César geehrt – häufiger als jede andere. Auch wenn Action normalerweise nicht zu ihren bevorzugten Genres zählt, hatte sie doch ein frühes Karriere-Highlight, in dem es rasant zuging. In „Driver“ (1978) spielte Adjani eine Femme fatale mit schwarzem Hut.
Dass sie einen solchen auch in „Diebinnen“ auf dem Kopf trägt, dürfte kein Zufall sein. „Ich habe die Rolle extra für sie geschrieben. Als sie dann wirklich den Filmset betrat, beschlich mich das Gefühl, gerade in Gegenwart einer echten Ikone zu sein“, sagt Laurent. „Sie half mir beim Drehbuch aus und steuerte ihre Dialogzeilen selbst bei.“ Starke Frauen unterstützen sich eben gegenseitig. Egal ob beim Stehlen, Kämpfen, oder hinter den Kulissen eines kommenden Netflix-Hits.
Fazit: Drei Engel ohne Charlie, dafür mit Selbstermächtigung und Frankreich-Flair