„Hacks“: Die preisgekrönte HBO-Comedyserie startet in Deutschland

Wie lange darf man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen? Muss jeder Gag eine Pointe haben? Und lässt sich über Humor wirklich streiten? Das sind einige der Fragen, die in der sehenswerten HBO-Max-Serie „Hacks“ gestellt werden. Deutschlandpremiere am 15. September bei RTL+.

In den 1970ern hat Deborah Vance Pionierarbeit geleistet. Heute gilt sie als Queen Mum der Comedy und tritt seit Jahr und Tag im (fiktiven) Palmetto in Las Vegas auf. 2500 Shows – das ist Rekord. Zum Jubiläum wird sogar eine Straße nach Miss Vance benannt. Doch nach diesem Karriere-Meilenstein geht es für die stolze Jubilarin bergab: Der Hotelmanager will ein jüngeres Publikum anziehen, Deborah soll – diplomatisch formuliert – kürzertreten.

Ava ist bereits arbeitslos. Nach einem krassen Tweet über einen Senator ist die ehr - geizige Comedy-Autorin in Los Angeles Persona non grata. Um sie erst mal ruhig - zustellen, schickt ihr Agent – der auch Deborah Vance vertritt – Ava nach Las Vegas. Denn anscheinend könnte die Legende ja eine Frischzellenkur vertragen. Dummer - weise hat niemand Deborah über das Vorstellungsgespräch informiert.

Und so entbrennt im Salon der Prunkvilla Vance der erste Streit zwischen Diva und Newcomerin: „Ich bringe ihn um!“ – „Nein, das mache ich!“ Tatsächlich lässt sich Deborah auf das Experiment ein, macht Ava das Leben aber zur Hölle. „Der Teufel trägt Prada“ schwingt mit, wenn sie die Neue herum - kommandiert wie ein Dienstmädchen. In Mitleidenschaft: Deborahs Assistent Marcus und ihre labile Tochter DJ (Deborah Junior).

Ava, hin- und hergerissen zwischen Bewunderung, Wut und Verzweiflung, hält jedoch durch. Sie weiß sonst nicht, wohin. Beide Kontrahentinnen führen sich unmöglich auf, sind dabei umwerfend sympathisch – und verletzlich: die eifrige, neurotische Ava, die um Anerkennung ringt; die Grande Dame Deborah, die nichts mehr beweisen muss, aber auch nicht abdanken kann. Ein großes, emotionales Thema ist die Flucht nach vorn: die panische Angst vor dem Solo - auftritt und die Sucht nach dem Thrill, dem Publikum gnadenlos ausgeliefert zu sein.

"Hacks" ist ein Comdedy Zweikampf mit bitterernsten Untertönen

Deborah hat sich ihren Erfolg hart er - arbeitet, aber längst auf Autopilot geschaltet, als Ava aufkreuzt“, erläutert Darstellerin Jean Smart. „Ava wiederum verachtet alles, was die Massen unterhält. Beide haben recht und unrecht. Dass sie dabei so stur sind, macht den Witz dieser Serie aus.“

„Hack“ bedeutet Schreiberling oder, im erweiterten Sinne: keine Leuchte. Das Starduo hingegen glänzt um die Wette, Jean Smart gewann als kompromisslose Alleinunterhalterin ihren vierten Emmy. Ihre junge Partnerin Hannah Einbinder flößte Smart am Set indes gehörigen Respekt ein: „Wir haben viel improvisiert. Hannah ist selbst Stand-up-Komikerin, das hat mich nervös gemacht. Aber wir hatten so viel Spaß, dass ich mich schnell entspannte.“ In den USA ist schon Staffel 2 am Start, bald hoffentlich auch bei uns. Diese erste endet nämlich mit einem Cliffhanger. Wer zuletzt lacht …

Ein Artikel von Ulrike Schröder & Anke Hofmann, zuerst erschienen in der neusten Ausgabe von "Streaming"

„Hacks“: Erste Staffel ab dem 15. September bei RTL+ verfügbar