Wie widerlich, unheroisch und grausam Krieg ist, zeigt jeder ausgezeichnete Film übers Thema. Der neueste Beitrag kommt aus Deutschland: "Im Westen nichts Neues".
Den Titel kennen viele - ist ja auch ein weltberühmter Roman des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque über den ersten Weltkrieg aus Sicht eines einfachen Soldaten. Verfilmt wurde der schonungslose Bericht übers Elend in den Schützengräben schon zwei Mal - 1930 und 1979. Die erste Adaption steht auf der Liste der "100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten" des American Film Institute (AFI). Zwei Oscars für beste Regie (Lewis Milestone) und Bester Film (Carl Laemmle, aus Deutschland stammender Produzent).
Nun startet am 28. Oktober 2022 die dritte Verfilmung - die erste deutsche. Bevor wie dazu mehr verraten, hier der frisch veröffentlichte Trailer
In Sachen Grausamkeit sind wir mittlerweile viel gewöhnt - Zombieseriengemetzeln und "Game of Thrones"-Exzessen sei "Dank". Wenn Tod, Sterben und Verzweiflung aber nichts mit Fantasywesen oder Romanherrschaften zu tun haben, sondern mit einem historischen Krieg, der von Deutschland begeistert begrüßt wurde und in dem 17 Millionen Menschen aus verschiedenen Ländern auf erbärmlichste Weise ihr Leben ließen - darunter auch Ur-, Urur- und Ururururgroßväter der diesen Artikel lesenden Menschen - fühlt es sich doch ganz anders an.
Will man jetzt einen Kriegsfilm sehen?
Angst haben wir schon genug. Vor Pandemien, vor steigenden Preisen und ja, auch vor Krieg, seitdem einer nicht so weit entfernt von uns viele Menschen um Leben und Zuhause bringt. Möchte man sich da auf eine erschütternde Darstellung des historischen Weltkriegselends einlassen? Denn es ist kein Geheimnis und kein Spoiler [wenn doch, bitte hier aufhören zu lesen], dass am Ende von Remarques Roman und natürlich auch in den bisherigen Adaptionen alle Hauptfiguren tot sind. Der letzte stirbt an einem überraschend ruhigen Tag an der Front, an dem im Heeresbericht nur steht „im Westen sei nichts Neues zu melden“.
Man möchte sich vielleicht darauf nicht einlassen - vermutlich sollte man es aber. Zumal es immer noch genug Menschen gibt, die im Krieg nicht nur das letzte Mittel der Verteidigung von Leben und Land gegen einen ungerechten Aggressor wie Putin sehen, sondern auch als ein Feld, in dem so was wie Ehre oder Ruhm zu holen sei. Oder Macht. Sicher ist's unbelastender und unterhaltsam, wenn Tom Cruise als Maverick im neuen "Top Gun"-Movie aus luftiger Höhe ein unterirdisches Lager in unbewohnter Landschaft explodieren lässt oder den einen oder anderen gesichtslosen Gegner sauber in der Luft abschießt. Militärische Auseinandersetzungen sind aber in der Realität weder sauber noch ruhmreich - und das ist vermutlich gerade jetzt wichtig zu zeigen. Vor allem dann, wenn's in einem ernsthaften, ehrlichen, gut inszenierten Film geschieht.
Deshalb ja: Vielleicht ist Netflix' "Im Westen nichts Neues" der Antikriegsfilm unserer Generation.
Wer spielt mit?
Den Österreicher Felix Kammerer (siehe Porträtfoto oben) kennen Theaterfans als Mitglied des berühmten Wiener Burgtheaters. Hier gibt er sein Debüt in einer Filmhauptrolle als 19-jährige Soldat Paul Bäumer. Bekanntere Namen sind auch dabei: Daniel Brühl ("The Falcon end the Winter Soldier"), Albrecht Schuch ("Bad Banks"), Edin Hasanović ("Skylines"), Devid Striesow ("Tatort"),
Wird das was?
Der Trailer spricht für einen aufrüttelnden, die Kriegsverzweiflung fühlbar transportierenden Film. Ob "Im Westen nichts Neues" wirklich gut wird und auf Authentizität statt auf sensationslüsterne Grausamkeit setzt, bleibt abzuwarten. Für ersteres sprechen zum einen die starke Romanvorlage, von der sich hoffentlich nicht allzu weit entfernt wird, und der Regisseur.
Edward Berger haben vermutlich die wenigsten auf dem Schirm. Seine Werke haben aber schon viele gesehen. Er hat unter anderem Folgen des hochgelobten deutschen Polizist*innendramas "KDD - Kriminaldauerdienst" inszeniert, einige der international erfolgreichen Spionageserie "Deutschland 83", die komplette US-Serie "Patrik Melrose" mit Benedict Cumberbatch und drei Folgen des Richterthrillers "Your Honor" mit Bryan Cranston. Einen Deutschen Filmpreis in Silber hat Berger ebenfalls in der Tasche für seinen Kinofilm "Jack". Klingt nach guten Voraussetzungen für die Qualität des Netflix-Films.
Im Oktober wissen wir mehr. Wer bis dahin schon mal gute Vertreter des Genres Kriegsfilm (oder besser: Antikriegsfilm) sehen will, hier haben wir eine kleine Auswahl zusammengestellt:
DIE 15 BESTEN KRIEGSFILME ALLER ZEITEN
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1. Apocalypse Now
Captain Willard und seine Spezialeinheit erhalten im Vietnamkrieg den Auftrag, den anscheinend durchgedrehten US-Colonel Kurtz zu töten. Auf ihrem Weg in den kambodschanischen Dschungel zeigt der Film das Unrecht des Krieges und den Wahnsinn, den dieser in den Köpfen der Menschen anzurichten vermag. Trotz abenteuerlicher Produktionsbedingungen entstanden stilprägende Aufnahmen, darunter die Szene mit acht am Horizont aufsteigenden Helikoptern, die zur Musik von Wagners "Walkürenritt" ein Dorf mit Napalm und Feuer überziehen. Keine Frage, Francis Ford Coppolas ("Der Pate") Epos ist ein Meilenstein.
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2. Das Boot
"Das Boot" ist nicht nur einer der besten Kriegsfilme. sondern auch einer der besten deutschen Filme, die je gedreht wurden – inszeniert von Regisseur Wolfgang Petersen ("Air Force One") nach dem Erfolgsroman von Lothar Günther Buchheim. Die Geschichte: Mitten im Zweiten Weltkrieg soll die Besatzung eines deutschen U-Boots britische Handelsschiffe zerstören. Nach dem Angriff eines britischen Zerstörers geht es für die Crew auf engstem Raum jedoch nur noch ums Überleben. Mit dabei: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Uwe Ochsenknecht, Jan Fedder und Klaus Wennemann. Für viele dieser Schauspieler bedeutet der sechsfach oscarnominierte Film den Start einer großen Karriere. 2019 kam der Stoff als Serienremake ins TV.
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3. Good Morning, Vietnam
Robin Williams ("Club der toten Dichter") spielt US-Soldaten Adrian Cronauer, der 1965 als Radiomoderator bei den Truppen in Saigon für gute Laune sorgen soll. Mit seinen respektlosen Sprüchen und frechen Witzen ist er bei den Soldaten schnell beliebt, zieht aber den Unmut seiner Vorgesetzten auf sich. Als er sich in die Vietnamesin Trinh verliebt und deren Bruder Tuan kennen lernt, eröffnet ihm das eine neue Perspektive auf den Krieg. Regisseur Barry Levinson geht in seinem Meisterwerk "Good Morning, Vietnam" nicht den üblichen Weg, die Brutalität der tatsächlichen Kampfhandlungen zu zeigen. Mit Humor und ebenso scharfem wie mitfühlendem Blick stellt er aber deutlicher als manches Metzelepos die Frage, was die US-amerikanischen Truppen in Vietnam zu suchen hatten.
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4. Full Metal Jacket
"Ich bin Gunnery Sergeant Hartman und zuständig für eure Grundausbildung! Von nun an werdet ihr nur reden, wenn ihr angesprochen seid! Und das erste und das letzte Wort aus eurem dreckigen Maul wird 'Sir' sein! Habt ihr Maden das verstanden?" Mit diesen Worten stellt sich Drill Instruktor Gunnery Sergeant Hartman den angehenden Marines vor. Die erste Hälfte des Films bereitet Rekruten wie Zuschauer auf die menschenverachtende Grausamkeit vor, danach werden die Neu-Soldaten um Matthew Modines Charakter Private Joker ins Kriegsgeschehen geworfen. Regie-Mastermind Stanley Kubrick gelang mit "Full Metal Jacket" eine der eindrucksvollsten und schmerzhaftesten Filme über den Vietnamkrieg.
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5. Dunkirk
Bei der Schlacht von Dünkirchen im Zweiten Weltkrieg wurde fast das gesamte britische Expeditionskorps von deutschen Truppen eingekesselt und musste mit militärischer und ziviler Hilfe über den Ärmelkanal evakuiert werden. Regisseur Christopher Nolan ("The Dark Knight") kommt bei Inszenierung dieses historischen Dramas mit einem Minimum an Dialogen aus und schildert nicht nur die Schrecken des Krieges, sondern auch die Solidarität, Hilfs- und Opferbereitschaft aller Beteiligten. Der Film mit Tom Hardy ("Mad Max: Fury Road") und Kenneth Branagh wurde 2018 mit drei Oscars ausgezeichnet.
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6. Inglourious Basterds
Wer Wert auf eine historisch korrekte Darstellung legt, ist bei "Inglorious Basterds" an der falschen Adresse. Quentin Tarantino hat sich schließlich einen Namen damit gemacht, immer seine ganz eigene, gern explizit brutale Sicht der Dinge zu zeigen. Dieser Film macht da keine Ausnahme und lebt die Fantasie eines erfolgreichen jüdischen Attentats auf die Nazi-Elite aus. Der österreichische Schauspieler Christoph Waltz erhielt für seine Performance als diabolischer SS-Mann Landa den Oscar.
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7. Tödliches Kommando - The Hurt Locker
Das Drama brachte Kathryn Bigelow ("Gefährliche Brandung") eine Auszeichnung ein, die bis dato in der 82-jährigen Geschichte der Academy Awards keiner anderen Filmemacherin gegönnt worden war: Als erste Frau erhielt sie den Oscar für die beste Regie. Und das ohne großes Budget und mit einem actiongeladenen düsteren Movie im dokumentarischen Stil über den Einsatz eines Bombenentschärfungsteams im besetzten Irak 2004. Der Film macht den modernen Krieg zur erfahrbaren Realität, was auch Hauptdarsteller Jeremy Renners gutem, weil völlig ungekünsteltem Spiel zu verdanken ist.
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8. Der Soldat James Ryan
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Familie Niland (im Film Ryan) musste im Zweiten Weltkrieg den Verlust zweier Söhne erdulden, ein dritter wurde vermisst. Um der Mutter nicht auch noch den Tod des vierten Sohns zumuten zu müssen, machte sich ein Team auf den Weg, um ihn nach Hause zu bringen. Die Ankunft der Gruppe um Captain Miller (Tom Hanks) auf dem europäischen Kontinent im Zuge der Alliiertenlandung in der Normandie am 6. Juni 1944 gilt als eine der realistischsten und brutalsten Schilderungen des Krieges. Fünf Oscars - unter anderem für Regisseur Steven Spielberg - gab's für dieses Drama.
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9. Die dunkelste Stunde
In letzter Zeit versuchten sich einige große Schauspieler an der Darstellung eines der größten Staatsmänner aller Zeiten, des britischen Premier Winston Churchill. So zum Beispiel Timothy Spall in "The King's Speech" und John Lithgow in "The Crown". Die wohl eindrucksvollste Leistung gelang allerdings Gary Oldman, der 2018 dafür mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller belohnt wurde. In der Geschichte geht es um den frisch ernannten Premierminister, der nicht nur versuchen muss, die bei Dünkirchen eingeschlossenen britischen und französischen Soldaten zu befreien, sondern auch den Glauben der Bevölkerung an den Einsatz zu erhalten und die Bestrebungen der politischen Gegner zu verhindern, die mit Hitler verhandeln wollen.
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10. Schindlers Liste
Steven Spielberg zeigt die Schreckensherrschaft der Nazis über Deutschland und die Länder, die Hitler überfiel, aus Sicht von Oskar Schindler, eines deutschen Industriellen, der damals 1200 jüdische Arbeiter vor dem sicheren Tod bewahrte. "Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt", bleibt als einer der Kernsätze in Erinnerung. Neben Liam Neeson in der Hauptrolle überzeugte auch Ralph Fiennes ("Harry Potter") als Lagerleiter Amon Göth. Der Film über Menschlichkeit in finstersten Zeiten wurde mit sieben Oscars ausgezeichnet.
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11. Die Brücke
Kaum ein Film macht die Sinnlosigkeit des Krieges so deutlich, wie dieser Klassiker, der auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister beruht. der erzählt, wie sieben 16-Jährige Jungen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges eine unwichtige Brücke in der Nähe ihrer Heimatstadt sichern sollen. Am Ende des Films heißt es: "Dies geschah am 27. April 1945. Es war so unbedeutend, dass es in keinem Heeresbericht erwähnt wurde." Bernhard Wickis Meisterwerk erhielt den Golden Globe Award als bester ausländischer Film und war in dieser Kategorie auch für den Oscar nominiert.
Leider ist "Die Brücke" aktuell bei keinem Streaming-Anbieter verfügbar, auf DVD ist er aber erhältlich:
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12. The Thin Red Line – Der schmale Grat
Eine Schützenkompanie der US-Armee soll während des Zweiten Weltkriegs in der Schlacht um die Salomon-Insel Guadalcanal den japanischen Stützpunkt 'Hügel 210' erobern. Dabei begegnen die Soldaten nicht nur "dem Feind", sondern vor allem ihrer eigenen Menschlichkeit und der Brutalität des Krieges im Kontrast zur Reinheit der Natur. Kult-Regisseur Terrence Malick kehrte nach 20 Jahren Regie-Pause zurück und sammelte eine beachtliche Schar an Stars um sich (u.a. Nick Nolte, John Cusack, Sean Penn, Adrien Brody, Woody Harrelson, John Travolta und George Clooney). Wenn man sich die Zeit nimmt (170 Minuten) und auf diesen Film einlässt, dann nimmt er einen mit auf eine ebenso erbarmungslose wie poetische Reise zwischen Wahnsinn und bildgewaltiger Schönheit.
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13. Platoon
"Platoon" gehört ebenfalls zu den Klassikern der Auseinandersetzung mit dem Vietnam-Krieg. Oliver Stone verarbeitete mit diesem Film auch die eigenen traumatischen Erfahrungen während seines Einsatzes. Mit viel Symbolik und großen Bildern schildert er Angst und Schrecken aus Sicht US-amerikanischer Soldaten. Für Charlie Sheen bedeutete die Hauptrolle den Durchbruch als Schauspieler. Seinem Vater Martin Sheen war dies 1979 mit dem Vietnamfilm "Apocalypse Now" gelungen.
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14. Der Untergang
Drehbuchautor Bernd Eichinger und Regisseur Oliver Hirschbiegel erzählen von den letzten Tagen des Dritten Reiches und folge dem Geschehen um den Führer und seine Getreuen im Bunker in Berlin. Erschreckend und beklemmend ist es, dem Massenmörder und seinen Gehilfen dabei zuzusehen, wie sie bis zuletzt an ihrer menschenverachtenden und verdrehten Version der Geschichte festhalten. Hervorzuheben ist die Leistung des Schweizer Schauspielers Bruno Ganz in seiner Rolle als Hitler.
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15. Die Brücke am Kwai
Der Film handelt von einer Gruppe britischer Kriegsgefangener in einem japanischen Lager in Burma, die eine hölzerne Eisenbahnbrücke errichten müssen. Der britische Offizier Nicholson nimmt die Führung der Arbeiten in die Hand und erfährt trotz der Fertigstellung der Brücke die ganze Tragik eines jeden Krieges, denn am Ende gibt es nur Verlierer. Der Film erhielt insgesamt sieben Oscars und verhalf Alec Guinness endgültig zum Durchbruch.
Hier kann man den Film direkt streamen: