Lohnt sich der Abstieg in die "Katakomben"?

Eine Party, die tragisch endet, ist der Auftakt der neuen Serie. Hier soll ein Blick in die Kellerräume unserer Gesellschaft geworfen werden - mit Spannungsbonus und Entertainmentfaktor. Ob das gelungen ist?

Zunächst Applaus dafür, die tatsächlich vorhandenen Katakomben unter der gediegenen Oberfläche von Bayerns Hauptstadt als Schauplatz einer Serie zu wählen. Das ist nicht nur eine gute Metapher für die Abgehängten, für die, die nicht am Wohlstand teilhaben. Der Untergrund ist mit dem Hauch von Hoffnungslosigkeit und klassischem Kellergruselfaktor außerdem eine atmosphärische Kulisse fürs Krimi-Drama.

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Einen (bayerischen) Lokalbonus gibt es on top: Während Berliner*innen es mehr als gewohnt sind, ihre Stadt als Serienkulisse zu sehen, freuen sich in München Wohnende immer noch über neue Ansichten ihrer Stadt - und die werden hier durchaus geboten.

Im Fokus: Nellie (Lilly Charlotte Dreesen), deren Mutter in eine Immobilienmauschelei verwickelt ist und die zusammen mit Kumpel Janosch (Yasin Boynuince) ihren nach der Party verschwundenen Bruder Max (Nick Romeo Reimann) sucht. Dazu geheimnisvolle Außenseiter, die in den Katakomben hausen, eine taffe Bundespolizistin  (Sabine Timoteo) mit nicht gleich ersichtlichem Motiv für ihre harte Ermittlungsmethoden und ein paar spannende Figuren mehr.

Lohnt sich das Streamen der JOYN-Originalserie?

Nicht so einfach zu beantworten. In der offensichtlich anvisierten jungen Zielgruppe könnten die "Katakomben" ihre Fans finden. Die Geschichte wird locker erzählt, die Protagonisten sind attraktiv, es gibt gerade bei den Nebenfiguren sehenswerte Schauspielleistungen (Michael Grimm wunderbar als Janoschs Normalo-Vater Hermann) und der Spannungsfaktor ist ordentlich. 

Für alle, die ein bisschen mehr erwarten, wird es enger. Denn oft geht's doch arg klischeebeladen zu, was der Glaubwürdigkeit schadet. Partydrogen, Instagram-Stories, Markenklamotten und die gute alte "Geld allein macht nicht glücklich"-Story sorgen eben nicht allein für dreidimensionale Oberschichts-Charaktere. Ebensowenig wie Hoodies und Tatoos eine gute Unterschichtsstory erzählen.

Fazit: Sind die Ansprüche nicht zu hoch, liefert "Katakomben" nette Krimi-Kost mit Bonus fürs originelle Setting