Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Die Comedystars Anke Engelke und Bastian Pastewka über ihr Duell in der zweiten Staffel „LOL: Last One Laughing“ und ihre besondere jahrzehntelange Freundschaft.
Vor 25 Jahren trafen sich Anke Engelke und Bastian Pastewka bei der „Wochenshow“ von Sat.1 – und wurden zum Comedy-Traumpaar. Statt im TV Jubiläum zu feiern, treten die beiden nun in einen ungewöhnlichen Wettstreit: In Staffel 2 des Amazon-Erfolgsformats „LOL: Last One Laughing“ (ab 1. Oktober) versuchen sie mit acht weiteren Comedians, sich gegenseitig zu veralbern – doch wer lacht, fliegt raus. Im Exklusivinterview verraten Engelke und Pastewka, ob sie noch über die Witze des anderen lachen können und warum es im TV kein „Wochenshow“-Jubiläum geben wird.
Ein Interview von TV Digital Reporter Dirk Oetjen
HÖRZU: Frau Engelke, Sie versuchen das zweite Mal, sich bei „LOL“ nicht zum Lachen bringen zu lassen. Haben Sie jetzt eine neue Strategie?
ANKE ENGELKE: Am liebsten hätte ich mir die Lachmuskeln herausoperieren und im Bereich der Mundwinkel ganz viel wegmachen lassen. Und im Gegensatz zu Staffel 1 habe ich aufs Kochen in der Show verzichtet. Das war vegan, und es haben nicht alle gegessen. Das ist nicht gut für meine Seele. Sorry.
BASTIAN PASTEWKA: Und ich weiß, wie gefährlich es ist, wenn man ihr Essen nicht aufisst. Sie tuppert’s dir ein, aber dann kannst du es immer noch wegschütten.
ENGELKE: Nein, im Ernst, ich wollte diesmal schon früh eine Nummer raushauen, weil ich jetzt weiß, dass es besser für mich ist, wenn ich in die Offensive gehe, bevor alles auf mich einprasselt.
Herr Pastewka, Sie wussten durch das Schauen der ersten Staffel, was Sie erwartet. Hat das geholfen?
PASTEWKA: Ich dachte: Okay, das Studio sieht ein bisschen aus wie „Volle Kanne“ oder „Hallo Hessen“, damit kann ich umgehen. Aber ich war dadurch auch versaut, weil ich den Ansprüchen der ersten Staffel genügen wollte. Ich habe richtig großen Respekt vor dem Format gehabt.
In den ersten Folgen sieht man Sie beide selten in einem Bild. Haben Sie erst mal voreinander die Flucht ergriffen?
ENGELKE: Sobald ich wusste, dass Basti mitmacht, war klar: Von dem halte ich mich fern! Es gibt auch Situationen, in denen wir einander durch eine Art Spielaufbau gegenüberstehen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, Basti dabei in die Augen zu schauen und ernst zu bleiben.
PASTEWKA: Anke und ich, wir kennen uns. Wir kennen unsere Macken, unsere kleinen Frechheiten, die Spaßgeräusche, die wir machen. Deshalb war Anke für mich in dem Format auch ein besonders schwieriger Charakter – vorsichtig gesagt. Und ich kenne Anke wirklich wahnsinnig lange. Als wir in der Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehens zusammen gecastet worden sind, war sie zwölf und ich war fünf oder so. In den ganz frühen Aufnahmen unserer ersten Witzeshows tragen wir noch diese Kinderhütchen mit Propellern.
Haben Sie sich nicht eher 1996 bei der „Wochenshow“ kennengelernt?
ENGELKE: Ja, im letzten Jahrtausend. Wir hatten im August 25-jähriges Jubiläum. Quasi Silberhochzeit eines Comedy-Paars.
Kennen Sie das Gag-Repertoire des anderen mittlerweile auswendig?
ENGELKE: Wir kennen Muster und Abläufe. Aber wenn ich merke: Jetzt hat er das Synchronsprecher-Idiom gewählt oder jetzt ist er gerade in einem bestimmten Figurenkosmos, dann biegt er im nächsten Moment woandershin ab. Das belebt eine Freundschaft, und ich hätte gar nicht so viel Freude an Basti, wenn alles so erwartbar wäre. Er ist ein Überraschungspaket. Es ist wie in einer Ehe: Man kann sich aufeinander verlassen, aber man freut sich, wenn’s anders kommt. Die Überraschungen sind fast wichtiger als die Gewohnheiten.
PASTEWKA: Deshalb besteht Ankes Leben auch zum Großteil daraus, mich möglichst perfekt hinters Licht zu führen und mich zu verarschen. Sie ist das geborene Pokerface: Wenn jemand in der Runde gerade einen absolut fantastischen Witz gebracht hat, ist sie in der Lage zu sagen: „Das finde ich nicht lustig, das ist geschmacklos!“ Darüber muss man dann noch mehr lachen. Und sie hat es schon fertiggebracht, mich am Morgen eines Drehtages anzurufen und zu sagen: „Wir können nicht drehen, es geht nicht! Ich werde nicht abgeholt. Es ist alles scheiße!“ Und während ich noch versuche, beim Produzenten zu schlichten, sitzt sie schon im Maskenmobil und lacht sich kaputt, dass ich mal wieder auf einen ihrer Scherze reingefallen bin.
Wird das Jubiläum „25 Jahre Wochenshow“ mit einer TV-Show gefeiert?
PASTEWKA: Nein. Ich glaube, dass alle, die daran mitgewirkt haben, diese Show noch immer im Herzen tragen, weil wir ein sehr kleines Ensemble waren. Wir sind weiterhin auf bestem Level miteinander, aber wir haben jetzt nicht gesagt, man müsste zum 25-Jährigen noch einmal so eine Show machen. Sie kommt meines Erachtens auch aus einer anderen Zeit. Heute wären einige „Wochenshow“- Sketche wohl auch nicht mehr angemessen, etwa mit bemalter Haut einen Inder zu spielen, der Rosen verkauft.
Finden Sie den Humor von damals aus heutiger Sicht seltsam?
PASTEWKA: Nein, weil ich glaube, dass Humor nicht zeitlos ist. Es gibt wenige humoristische Sendungen, die gut altern. Einiges, was wir vor 25 Jahren gemacht haben, reißt heute keinen mehr vom Hocker. Wir haben uns damals – wow, Revolution! – über das Privatfernsehen lustig gemacht, als es in seiner Hochphase war. Und wir haben natürlich alles nachgespielt: Als Home-Strip-Videos im Fernsehen liefen, haben wir uns auch vor einer Yuccapalme halb ausgezogen, um das parodistisch zu überhöhen. Wir würden mit diesem Humor heute nicht mehr den Kern treffen. Wenn ich jetzt eine Comedyshow zu planen hätte, würde ich diese Muster noch einmal durchkauen und dann feststellen: Moment mal, hat die Generation YouTube und die Generation Podcast das nicht alles viel besser interpretiert, konjugiert und ironisiert, als wenn ich mir da jetzt noch einmal eine Perücke aufsetze und irgendeinen YouTuber nachspiele, der halb so alt ist wie ich selbst?
Wird Humor denn immer schwieriger? Muss man heute also kreativer und origineller sein als damals?
ENGELKE: Nein, man muss sich immer dessen bewusst sein, dass man verantwortungsvoll mit der Bühne umgeht, die man bekommt. Wenn ich etwas raushaue und die Leute zum Lachen bringen möchte, muss ich mich fragen: Wohin geht das? Wer sind die EmpfängerInnen? Was will ich damit eigentlich bezwecken? Aber man hat sich immer schon in einen Kontext zu dem gestellt, was gerade in der Gesellschaft und auf der Welt passiert. Deswegen ist es heute nicht weniger oder mehr schwierig.
Können Sie sich überhaupt noch solch anarchische Komik mit Verkleidungen und falschen Zähnen vorstellen?
ENGELKE: Immer!
PASTEWKA: Siehe „LOL“.
ENGELKE: Wir sind ja angetreten, um bekloppt zu sein. Wir hatten beide nicht den Berufswunsch, SchauspielerIn oder KomikerIn zu werden. Es hat uns dahin getragen. Im Gegensatz zu Max Giermann, den wir beide verehren und der nicht nur auf der Ernst-Busch-Schule war, sondern auch gelernter Clown ist, haben wir das nicht gelernt. Was können wir zwei Honks aus NRW schon? Wenn ich’s auf einen Nenner bringen müsste, wäre das: Quatsch machen, der Herz und Hirn verbindet.
Und sind Wolfgang und Anneliese unwiderruflich im Ruhestand?
PASTEWKA: Ihre Lieder haben wir alle noch im Kopf. Das ist unser Problem …
ENGELKE: Wir machen keine Tür zu und sagen: Dies nie wieder, das nie wieder! Wenn, dann sagen wir höchstens: anders! Aber die Figuren, die wir zusammen gespielt haben, waren alle so besonders und so nah an uns dran, die können wir gar nicht abstreifen. Deswegen wirken wir jetzt vielleicht auch ein bisschen rummsiger.
PASTEWKA: Ich fühle mich momentan so, als ob ich doppelt so viele Figuren gespielt hätte wie du.
Würden Sie noch einmal bei „LOL: Last One Laughing“ mitmachen?
ENGELKE: Ich habe in meinen Vertrag schreiben lassen, dass ich in jeder Staffel mitmache.
PASTEWKA: Und ich habe im Vertrag stehen, dass ich nur noch in Staffeln ohne Anke Engelke dabei bin!
Staffel 1 von „LOL“, ursprünglich ein Format aus Japan, avancierte zum meistgestreamten Titel bei Amazon Prime Video. Jetzt gibt es neue Folgen. Das Prinzip: Zehn Spaßmacher begeben sich für sechs Stunden in ein Studio, um Attacken auf die Zwerchfelle der anderen zu starten. Überwacht werden sie von Bully Herbig durch über 40 Kameras. Wer lacht, fliegt raus. Wer sich aber bis zum Schluss beherrschen kann, gewinnt 50.000 Euro für einen guten Zweck.
Diesmal sind mit dabei :
„LOL: Last One Laughing: Ab dem 1. Oktober bei Amazon Prime Video