Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
In Roland Emmerichs erster Serie ist die Antike quicklebendig. „Those About to Die“ zeigt bei Brot und Spiele im alten Rom. 10 Folgen voller Action ab sofort bei Prime Video verfügbar.
Ein Artikel von Ulrike Schröder für TV DIGITAL
Wir schreiben das Jahr 79 n. Chr.: Rom ist der Nabel der Welt, die Hauptstadt des unermesslichen Reiches wächst und wächst. Doch die „Krone der Zivilisation“ verkommt zu einem Sumpf aus Korruption und Verfall. So sieht es jedenfalls Tenax (Iwan Rheon). „Das Volk interessiert sich nur für zwei Dinge: Brot und Spiele. Ein Leben zählt nicht viel in Rom.“ Aber jeder kann aufsteigen. Der amtierende Imperator ist der beste Beweis: Nach einem blutigen Bürgerkrieg hat Vespasian die Macht errungen und die neue Dynastie der Flavier begründet. Doch viele Patrizier wollen den Sturz der „Emporkömmlinge“, die nicht aus der alteingesessenen Aristokratie stammen.
Um das Volk für sich einzunehmen, lässt der betagte Kaiser eine Arena bauen, die der Konkurrenz den Rang ablaufen soll. Roms Schaltzentrale der Macht ist nämlich nicht etwa der Kaiserpalast, sondern der Circus Maximus, wo die spektakulären Wagenrennen stattfinden. Sie werden von vier patrizischen Parteien organisiert: Blau, Rot, Weiß und Grün. Wer auf das falsche Gespann setzt, kann alles verlieren. Wer hingegen Aktien im Rennen hat, gewinnt: Anteile an den vier Fraktionen bzw. Rennställen sind Roms wertvollste Währung. Und Gangster Tenax, der das Wettbüro des Circus leitet, ist im Besitz kostbarer Schuldscheine hochrangiger Persönlichkeiten, die er damit erpressen kann.
Entertainment als Politikum, die Formel 1 der Antike, Machtgier, Sabotage und Meuchelmord: Das ist der Stoff für die erste Serie von Blockbuster-Regisseur und Produzent Roland Emmerich (zuletzt: „Moonfall“, 2022). Lose Vorlage für das Action-Epos ist das bereits 1958 erschienene Sachbuch „Those About to Die“ von Daniel Mannix. Der Titel bezieht sich auf das lateinische „Ave Caesar, morituri te salutant“ – „Wir Todgeweihten grüßen dich“. Diese Worte riefen die Gladiatoren angeblich beim Betreten der Arena, historisch verbürgt ist das allerdings nicht. Buch und Zitat inspirierten auch schon Ridley Scott zu Gladiator“ (2000). Nach dem Erfolg des Films wurde Mannix’ Klassiker als „The Way of the Gladiator“ neu aufgelegt.
Doch Roland Emmerich, selbst treibende Kraft hinter dem Projekt, blieb beim Originaltitel: „Der ist viel cooler!“, betont er im Gespräch mit TV DIGITAL. Zudem geht es hier nicht vorrangig um Gladiatorenkämpfe, sondern um die Entstehung eines gigantischen Business. „Das Römische Reich hat mich schon immer fasziniert“, erzählt Emmerich. „Und ich wollte schon immer etwas mit Sport machen, weil mich interessiert, warum Menschen Sport schauen.“
Mannix’ Buch – und nun die Serie – gibt spannende Einblicke, wie das Sportgeschäft zu einer tragenden Säule des Römischen Reiches wurde. „Soweit wir wissen, wurde über ein Drittel des gesamten Geldes für Sport ausgegeben, was zeigt, wie wichtig Sport in der Antike war“, sagt Emmerich. „Und die Errichtung des Kolosseums war der Höhepunkt dieses Trends.“
Offiziell heißt Vespasians neues Stadion „Amphitheatrum Flavium“ – ein Superbau zu Ehren der Flavier, der Volksnähe garantiert. Der Circus Maximus fasst zwar mehr als dreimal so viele Schaulustige, doch im Kolosseum sind sie dichter dran an den Spielen – und an der Kaiserloge. Vorerst treten die Gladiatoren aber noch als Cheerleader an: im blutrünstigen Vorprogramm der Hauptattraktion Wagenrennen.
Die diversen Protagonisten, deren Schick - sale sich in „Those About to Die“ kreuzen, werden in Episode eins zackig eingeführt. Besagter Tenax will einen eigenen Rennstall gründen und die feinen Herrschaften abhängen. Dabei kommt er dem korrupten Konsul Marsus in die Quere, Haupteigner der „Blauen“. Deren Trumpf ist Roms bester Wagenlenker Scorpus – anscheinend unbesiegbar, aber nicht unbedingt loyal.
Dann ist da Cala aus der römischen Provinz Numidia (Nordafrika): Ihre beiden Töchter und auch ihr erwachsener Sohn Kwame werden als Sklaven nach Rom verschifft. Cala reist freiwillig mit – denn Sklaven kann man kaufen. Für Kwame aber könnte jede Hilfe zu spät kommen: Er wird zu den Gladiatoren abkommandiert.Und dann wären da natürlich noch Kaisers: Vespasians Erstgeborener Titus, der verdiente Feldherr, und dessen neidischer Bruder Domitian – die reinste Viper.
Gedreht wurde in Roms legendären Cinecittà-Studios. Roland Emmerich teilt sich die Regie mit Marco Kreuzpaintner („Beat“, 2018, Prime Video). Wobei Experte Emmerich den effektvollen Löwenanteil auf der „virtual stage“ übernahm: einer Drehbühne mit gewaltigen LED-Wänden, auf die digitale Hintergründe projiziert werden, während davor Schauspieler mit echten Requisiten agieren.
Zum internationalen Cast der 150-Millionen-Dollar-Produktion zählt neben Oscargewinner Anthony Hopkins und Iwan Rheon - berühmt-berüchtigt als Ramsay Bolton aus „Game of Thrones“ - übrigens auch Emilio Sakraya („Rheingold“, 2022) als Wagenlenker Xenon, der schärfste Rivale von Superstar Scorpus. Mögen die Spiele beginnen!
„Those About to Die“ ist ab sofort bei Prime Video verfügbar.