Neue Serienrolle sorgt für Empörung

Was soll das, Renée Zellweger?

04.02.2022 um 19:36 Uhr

Schade, dass gerade Renée Zellweger - selbst oft Opfer harscher Schönheits-Kritik - sich mit ihrer neuen Rolle in der Serie "The Thing About Pam" so unsensibel zeigt.

Man denkt die Zeiten seien vorbei, in denen dünnen Schauspielerinnen dafür Applaus gezollt wird, dass sie sich mit einem so genannten "Fatsuit" in dicke Frauen verwandeln. In denen so eine Casting-Entscheidung überhaupt getroffen wird. Aber nein, der schräge Blick von Gesellschaft und Entertainmentindustrie auf Körper abseits der Magazin-Schönheitsnorm ist immer noch schräg.

Und so wurde auch für die bald startende Krimiserie "The Thing About Pam", die auf einem echten Verbrechen beruht, als Hauptdarstellerin keine Schauspielerin mit den tatsächlichen Maßen der mörderischen Antiheldin gesucht, sondern die dünne Frau Zellweger gecastet, die sich dann mit Gesichtsprothesen und gepolstertem Anzug als Dicke verkleidete.

Das Ergebnis:

Wer sich jetzt fragt, warum das problematisch ist: 

  • Punkt 1: Es gibt jede Menge talentierte dicke Schauspielerinnen. Dank eindimensionaler Schönheitsvorstellungen haben sie leider nur selten die Chance auf eine Hauptrolle. Und wenn dann doch mal eine zu besetzen ist, engagiert man nicht sie, die natürlichweise wüssten, wie man sich in einem dicken Körper bewegt, sondern eine Dünne, die nach Stunden in Kostümabteilung und Maske so tun muss, als ob.
  • Punkt 2: Die Verkleidungsnummer beraubt dicke Frauen nicht nur der dringend nötigen Repräsentation auf Leinwand/Mattscheibe/Laptopmonitor und konkreter Jobs im Filmbusiness. Sie signalisiert auch nach draußen, dass man als Hauptdarstellerinnen keine Dicken engagieren kann, dass sie kein "Heldinnenmaterial" sind. Sondern dass Normschöne engagiert werden müssen, die dann für ihre  "unglaubliche Transformation" bewundert werden.
  • Punkt 3: Wenn sich die restriktiven Schönheitsvorstellungen in Medien ändern sollen, braucht's auch Solidarität unter Frauen. Deshalb schmerzt und ärgert es besonders, dass Zellweger, die selbst unter ständigen Verurteilungen und sexistische Vermutungen über stattgefundene oder nicht stattgefundene Schönheits-OPs leiden musste, nicht das Zeug und das Wissen hat, zu sagen: "Nein, danke. Die Rolle ist toll, aber gebt sie bitte einer Kollegin, die so aussieht, wie die Heldin aussehen soll."

Das sind die Gründe, weswegen Zellweger und die Macher der Serie spätestens seit Erscheinen der ersten Fotos vom Set mit lauter und berechtigter Kritik konfrontiert wurden.

Mehr Solidarität bitte!

Erst kürzlich hatte Sarah Paulsen nachträglich ihre Fatsuit-Performance in der neuesten "American Crime Story"-Staffel bedauert und betont, dass sie heute besser informiert sei und andere Entscheidungen treffen würde. Hoffen wir, dass ihr Beispiel Schule macht bei Kolleginnen und bei Serien- und Filmemachern.

Ein wahres Verbrechen

"The Thing About Pam" erzählt übrigens von einem wahren Verbrechen, dem Mord an Betsy Faria aus dem Jahr 2011, bei dem erst der Ehemann für schuldig befunden wurde, bevor sich der Verdacht auf Nachbarin Pam Hupp richtete.

Die Serie startet  am 8. März 2022 in den USA bei NBC bzw. Peacock und wird vermutlich in absehbarer Zeit auch in Deutschland bei Sky - seit kurzem Streaming-Heimat für Peacock-Inhalte - zu sehen sein. Eine offizielle Bestätigung oder einen Starttermin gibt es aber noch nicht.

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