Wirklich jeder

Warum jeder Fußballfan diese Doku sehen sollte

19.04.2021 um 11:35 Uhr

Sport verbindet, ja. Sport ist aber auch ein Abbild unserer Gesellschaft, ganz besonders in seiner populärsten Spielart, dem Fußball. Was das bedeuten kann, wenn man als Nationalspieler*in für Deutschland antritt und schwarz ist, zeigt diese Doku, der sich jeder Fan stellen sollte. Auch wenn's wehtut.

Und das tut es. Nachdem zu Beginn davon gesprochen wird, mit viel Stolz der schwarze Adler auf dem Nationalmannschafts-Trikot getragen wird, folgt schnell das böse Erwachen im Gespräch mit Pionier Erwin Kostedde, dem ersten Schwarzen Spieler in der Nationalelf, dem die "Fans" den Hitlergruß zeigten. Mitte der Siebziger Jahre.

Wer denkt, das habe sich mittlerweile "gelegt", wird in Interviews und mit Archivaufnahmen eines Schlimmeren belehrt. Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Gerald Asamoah, Patrick Owomoyela, Cacau, Jean-Manuel Mbom und Kolleg*innen aus der Bundesliga wie Anthony Baffoe, Otto Addo, Shary Reeves, Guy Acolatse und Jordan Torunarigha erzählen Geschichten, bei denen es einem sehr schwer ums Herz wird:

Das fängt an bei den ersten rassistischen Erfahrungen aus der Kindheit, von der jede*r Spieler*in berichten kann, egal in welchem Jahrzehnt er oder sie aufgewachsen ist. Und es ging und geht weiter auf auf dem Spielfeld. Es wird auch von den Erfolgen der Ausnahmesportler*innen berichtet, von ihrer Karriere. Der Fokus liegt aber auf den rassistischen Erfahrungen dieser Männer und Frauen.

Der größte Idiotenchor der Welt

Dank Jimmy Hartwigs Sinn für Humor klingt es etwas leichter, als er erzählt, welche rassistischen Zeilen im Stadion über ihn gesungen wurden - und wie er sich, als sein Trainer nur mit den Achseln zuckte, diesen Menschen zuwandte und sie dirigierte. "Das war geil," freut er sich noch nachträglich, "ich hab den größten Idiotenchor der Welt dirigiert". Lustig ist das aber eigentlich gar nicht, was schwarze Menschen auf dem Spielfeld und abseits ertragen müssen, sondern furchtbar, das wird in dieser Dokumentation immer wieder deutlich. Auch die Medien haben ihren Anteil am Rassismus, mit ständigen Fragen nach der "eigentlichen" Herkunft, mit üblen Witzen und arrogant geführten Interviews.

Bessere Aussichten?

Gerade in der allerletzten Zeit bewegt sich weltweit und auch bei uns etwas in eine bessere Richtung. Viele informieren sich, werden sich rassistischer Strukturen bewusst, versuchen, aktiv dagegen anzugehen.

Rassismus in Deutschland, das macht "Schwarze Adler" deutlich, ist aber immer noch tief verwurzelt und wird der Anstrengung aller und vor allem aller weißen Menschen brauchen, um endlich Geschichte zu sein. Es ist zu hoffen, dass diese Dokumentation ihren kleinen Teil dazu beitragen kann.

Wer sich übrigens darüber wundern sollte, dass in der Dokumentation einige Male das N-Wort fällt: Wenn Schwarze Menschen es verwenden, ist das ein Akt der Selbstermächtigung. Weiße Menschen dürfen und sollen es nicht in den Mund nehmen. Tun sie es doch, ist es ein rassistischer Akt.

Free-TV-Premiere feiert "Schwarze Adler" am 18. Juni im ZDF.

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