Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Erstmals beleuchtet eine fiktionale Serie die einmalige Karriere von Brasiliens Formel-1-Legende Ayrton Senna – bis zu seinem tragischen Unfalltod 1994.
Ein Artikel von Frank Steinberg für unser Magazin STREAMING
Keine 20 Runden mehr, und Ayrton Senna liegt beim Großen Preis von Brasilien in Interlagos souverän in Führung. Nach sieben vergeblichen Anläufen ist der ersehnte Heimsieg greifbar nah. Dann spielt plötzlich das Getriebe verrückt, die letzten Kilometer kann der amtierende Formel 1-Weltmeister seinen McLaren nur noch unter Qualen im sechsten Gang fahren. Der 40-Sekunden-Vorsprung schmilzt rasend schnell, bis er seinen ärgsten Verfolger Riccardo Patrese zwei Runden vor Schluss im Rückspiegel sehen kann. Schließlich bremst einsetzender Regen Patreses Angriffslust, und Senna, den der Höllenritt ohne Schaltmöglichkeiten die letzte Kraft gekostet hat, rettet sich doch noch als Erster ins Ziel. Niemand, sagt er später, könne sich vorstellen, was er durchgemacht habe.
Ein Sieg für die Ewigkeit, der die ohnehin extreme Popularität des Rennfahrers in Brasilien noch einmal in neue Sphären trieb. Wie groß die Anspannung war, die in diesem Augenblick von Senna abfiel, ist via Boxenfunk überliefert. Ein lang gezogener Schrei wie aus einer anderen Welt, irgendwo zwischen grenzenloser Freude und unermesslichem Schmerz, ist da zu vernehmen. Später kann er den Siegerpokal kaum stemmen, weil ihn Muskelkrämpfe schütteln. Mehr Drama geht nicht. Das wohl legendärste seiner vielen legendären Rennen steht auch im Zentrum des ersten Trailers, der den Start der (vor allem in Brasilien) mit turmhohen Erwartungen verbundenen Netflix-Serie „Senna“ am 29. November ankündigt.
Inklusive Originalschrei, der sich damals jedem Formel-1-Fan in Brasilien unauslöschlich ins akustische Gedächtnis eingrub. Doch es wird in den sechs Episoden, die die Karriere des charismatischen Rennfahrers von 1981 bis zu seinem Unfalltod in Imola 1994 (siehe Info rechts) umspannt, nicht nur sein Leben hinterm Lenkrad beleuchtet. Den Machern um Showrunner Vicente Amorim geht es vielmehr darum, auch Sennas Persönlichkeit und seine privaten Beziehungen in den Fokus zu rücken. Entscheidend für diesen Ansatz der bislang aufwendigsten lateinamerikanischen Netflix-Produktion war die offizielle Teilhabe der Familie des Porträtierten als CoProduzenten.
Nur so lassen sich Geschichten erzählen, „die nur wenige Menschen über ihn kennen“, erläutert Ayrtons ältere Schwester Viviane in einer Ankündigung der Serie. Sichtbar werden solle auch „der Ayrton, den wir als Familie kannten, abseits der Rennstrecke“. Demut vor der großen Rolle Dass der Erfolg der Serie extrem von einer authentischen Besetzung abhängt, war allen klar.
Die Wahl fiel schließlich auf den als jugendlicher Antiheld der Thrillerserie „Dom“ (Prime Video) bekannt gewordenen Brasilianer Gabriel Leone. Der bringt neben einer auffälligen Ähnlichkeit mit der Formel 1-Legende sogar Cockpit-Erfahrung mit: In Michael Manns Film „Ferrari“ verkörperte der Schauspieler 2023 den Lebemann und Rennfahrer Alfonso de Portago, der 1957 bei der Mille Miglia einen katastrophalen Unfall verursachte. Er selbst, sein Beifahrer und neun Zuschauer, darunter fünf Kinder, verloren ihr Leben.
Leone ist nicht abergläubisch, aber anders als bei „Ferrari“ hat er Fahrszenen als Senna dann doch lieber komplett den Profis der Second Unit überlassen. Er selbst ist nur in Close-ups zu sehen, die im Studio entstanden. Wie monumental seine Aufgabe auch abseits der Rennstrecke ist, weiß der 31-Jährige genau: „Es ist eine große Verantwortung und eine große Ehre, als Schauspieler eine Ikone zu verkörpern, die im Laufe ihres Lebens so viele Menschen inspiriert hat.“
"Senna": Ab dem 29. November bei Netflix