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Grüße aus Kattegat • Set-Besuch bei den "Vikings"

30.05.2022 um 18:00 Uhr

Schon gewusst? Die Heimat von Ragnar und seinen Söhnen ist nur eine Autostunde von Dublin entfernt. TV DIGITAL hat die "Vikings" beim Dreh von Staffel 6 in Irland besucht und coole Hinter-den-Kulissen-News und -Bilder mitgebracht.

Sieht man sich in Kattegat um – einer auf dem Studiogelände erichteten Mini-Nordmannsiedlung – sieht alles faszinierend echt aus, vom Kochtopf bis zum vor Anker liegenden Boot.

Das ist Serienschöpfer Michael Hirst zu verdanken, der sein Händchen für Historisches schon bei den "Tudors" bewies und auch für seine aktuelle Serie mit Geschichtsexperten und talentierten Handwerkern zusammenarbeitet, um das Wikingerleben so authentisch wie möglich darzustellen.

Einen ersten Blick dürfen wir beim Rundgang übers Gelände Anfang Oktober 2018 auch schon auf Kiew werfen, die Stadt, die in kommenden Folgen eine Rolle spielen wird. Der neu errichtete Bau aus massivem Holz beeindruckt mit prächtiger Ausstattung. Viel darf aber nicht verraten (und gar nichts gezeigt werden). Logisch: Staffel 6 wird erst 2019 ausgestrahlt, da soll kein Spoiler die Spannung verderben.

"Vikings"-Helden leben gefährlich

Hirst schreibt übrigens jede Folge selbst, was nicht immer üblich ist. Für den bekennenden History-Nerd eine schöne Aufgabe, auch wenn er ständig am Skript arbeitet, es wieder und wieder ändern muss. Zum Beispiel dann, wenn er es nicht übers Herz bringt, seine Helden auszulöschen: "Ich wollte schon ein oder zwei Hauptcharaktere ermorden und konnte sie dann doch nicht gehen lassen," verrät er schmunzelnd.

Ein Glück für die betreffenden Stars, von denen wir beim Setbesuch einige kennen lernen. Alle übrigens durch die Bank sympathisch: Kernige Kerle mit Wikingerfrisuren (die sie nicht uneingeschränkt lieben, weil nach Feierabend recht auffällig) und taffe Mädels.

Ein Darsteller fällt besonders auf.

Diesen Namen sollte man sich merken

Alex Høgh Anderson kann mit einem Lächeln das Licht im Raum anknipsen. Auch beim Interview im nüchternen Studio-Office. So einem Charisma auf Leonardo-DiCaprio-Level begegnet man nicht alle Tage. Das erkannten zum Glück auch Hirst und seine Kollegen, als sie das Casting für Ivar den Knochenlosen abhielten.

Dabei versuchten die Mitbewerber, Ivars Krankheit deutlich über Körper und Gesichtsausdruck zu kommunizieren. Alex dagegen fragte: "Hat Ivar Schmerzen?", spielte dann aber völlig zurückgenommen, als Hirst das bestätigte und es "Action" hieß. Nach ein paar Sekunden rief der Kameramann Hirst zu sich und sagte "Schau mal". Hirst sah auf den Monitor und wusste, dass er seinen Ivar gefunden hatte: "Der Schmerz war in seinen Augen".

In der (ziemlich fiesen) Rolle hat sich der junge Däne längst bewiesen. Leichter macht er es sich deswegen nicht. Im Gegenteil: Er scheut keine körperlichen Mühen, um Ivars Gebrechen überzeugend zu spielen, was ihm den (bei unseren Interviews deutlich geäußerten) Respekt seiner Kollegen einbringt. Für Alex ist es selbstverständlich, immer vollen Einsatz zu bringen: "Je schwieriger Du es für Dich selbst machst, desto besser sieht es für die Kamera aus. Es hat eben seinen Preis, wenn Du tust, was Du liebst."

Georgia & Roisin: "Vikings"-Frauenpower

Roisin Murphy wird in den neuen Folgen als Elsewith dabei sein, Frau von König Alfred. Wir treffen sie beim Dreh in den grünen Hügeln eines Privatanwesens nicht weit vom Studio, prächtig gewandet in eine dunkelgrünen Samtrobe. "So ein schönes Kleid hilft einem, sich in die Rolle einzufinden". Aber auch sonst sei der Einstieg leicht gewesen, einfach jeder hier sei so nett zu ihr.

Ein weiterer Grund zu Freude sind für sie die starken Rollen, die Hirst für Frauen schreibt – angefangen bei Schildmaid Lagertha bis zu ihrem Part. "Er war und ist da seiner Zeit voraus," lobt Murphy. Denn auch wenn sie als königliche Gemahlin keine Axt schwingen wird, ist sie kein schwaches "Dekoweibchen", wie man es aus diversen Serien kennt. 

Ebensowenig wie die Tochter des Showrunners, Georgia Hirst, die mit 18 Jahren als Torvi bei "Vikings" anfing – direkt nach der Schauspielschule. Sie liebt es, sich vor der Kamera als taffe Kämpferin zu zeigen, die gleichzeitig ihre verletzlichen Seiten hat, Mutter ist und keinem Klischee entspricht. 

Bei der allerersten Schlachtszene habe sie sich noch ein bisschen ungeschickt angestellt, verrät Georgia im Interview, aber dann ging's schnell bergauf. Auch dank Kampfsportprofi und "Vikings"-Veteranin Katheryn Winnick (Lagertha), die ihre Mentorin am Set wurde.

Geprellte Rippen und 14-Stunden-Tage

Ja, Serienstar ist ein begehrter Job. Hat aber seine Härten. Angefangen bei den Arbeitstagen, die – so berichtet Hvitserk-Darsteller Marco Ilsø – 12 bis 14 Stunden dauern: Im Morgengrauen fährt er zum Set, dann startet der Dreh. Kommt er am Abend nach Hause, wird der Text für den nächsten Tag gelernt, geduscht, was gegessen. Dann geht's gegen 20.00 Uhr ins Bett.

 

Am Wochenende haben die Darsteller ein bis zwei Tage frei. Die reichen allerdings nicht, um Familie oder Freunde zu besuchen, wenn man wie Ilsø aus einem anderen Land kommt. Deswegen hat sich der Däne mit Landsmann und Kollege Alex Høgh Anderson zusammengetan: Die beiden teilen sich ein Appartment und können so zumindest abends entspannt in der Muttersprache plaudern.

Diese Drehroutine dauert übrigens pro Jahr acht bis neun Monate. Um Weihnachten herum haben die Schauspieler drei Monate Pause. Peter Franzen (König Harald) erzählt ein bisschen wehmütig, dass er seinen kleinen Sohn daheim in Australien selten sieht. Allerdings findet er ebenso wie die Kollegen, dass diese Serie einige Opfer wert ist. "Eine großartige Erfahrung und eine tolle Chance", sagt er.

Und dank Spaßvögeln wie Alex gibt es am Set auch immer wieder was zu lachen:

Neben gelegentlichem Heimweh tragen die "Vikings" nicht selten reale Blessuren davon. Ubbe-Darsteller Jordan Patrick Smith berichtet von einer epischen Kampfszene, die in der Serie drei Minuten dauert. Geprobt habe er die Fight-Choreographie sechs Wochen, gedreht wurde anderthalb Tage. Schadensbilanz: Geprellte Rippen, ein blaues Auge und ein schmerzhafter Hieb auf den Kiefer.

Mehr als ein Kostüm

Natürlich darf sich nicht nur Roisin Murphy über historisch korrekte Gewänder freuen. Der Kostümbereich in den Studios beherbergt Reihen um Reihen sächsischer Kettenhemden, nordmännischer Lederwesten und kostbarer Roben.

Ein großes Team arbeitet hier an langen Tischen. Da werden Feder an ein Kleid genäht, Ornamente auf ein Hemd gepinselt und Leder mit Applikationen versehen. Viele Stunden investieren die Costume Designer in ein Kleidungsstück, bei einer Prachtrobe sind es sogar zwei Wochen.

Der Aufwand lohnt sich. Vielleicht würdigt man als Zuschauer nicht jedes Zierstück am Kämpfer-Outfit, jeden Kochtopf in Kattegat. Wäre alles weniger hochwertig gefertigt, würde sich der Qualitätsunterschied aber durchaus bemerkbar machen. Gerade bei historischen Serien kommt es auf die Details an, damit der Look und das Gefühl stimmen.

Was erwartet uns in Staffel 6?

Ein klitzekleines bisschen weiß man übrigens doch schon über Staffel 6, die gerade noch gedreht wird: Lagertha-Darstellerin Katheryn Winnick wird bei einer Episode Regie führen, starten werden die neuen Folgen 2019 (einen genauen Termin gibt's noch nicht). Alle oben genannten Darsteller sind definitiv wieder mit an Bord, weil beim Dreh der neuen Folgen on Set. Die, die wir nicht getroffen haben .... wer weiß? Klar ist auch, dass die Wikinger ihren geographischen Horizont wieder erweitern werden. Ansonsten sprach Michael Hirst zwar von Enthüllungen und Überraschungen, die in Season 6 auf die Zuschauer warten, konkreter wurde er aber (natürlich) nicht.

Wikinger-Manieren im Alltag

Von Marco Ilsø erfuhren wie zum Schluss, dass es beim Urlaub vom Set zum amüsanten Realitäts-Check kommen kann. Zumindest amüsant für ihn. Marcos Mutter fand es gar nicht witzig, als er daheim in Dänemark beim Essen beherzt mit den Händen in die Schüsseln griff. Tja, kann passieren, wenn man monatelang fast wie ein Wikinger lebt.

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