Neu Disney+-Serie über einen Milliardenschwindel

„The Dropout“: Die unglaubliche Story der Biotech-Hochstaplerin Elizabeth Holmes

19.04.2022 um 10:50 Uhr

Die neue Serie „The Dropout“ erzählt vom spektakulären Absturz eines Medizintechnik-Wunderkindes.

Von Anke Hofmann & Dirk Oetjen

Wenn Bill Gates und Steve Jobs zu milliardenschweren Tech-Genies wurden, obwohl sie ihr Studium abgebrochen haben, warum sollte Elizabeth Holmes ihres noch fortsetzen? Gerade 19 Jahre alt ist die Amerikanerin, als sie ebenfalls zum „Dropout“ wird und die kalifornische Elite-Universität Stanford verlässt, um im Jahr 2003 ihr eigenes Biotech-Unternehmen zu gründen. Mit dem Start-up namens Theranos will sie die Welt der Blutanalyse revolutionieren: Wenige Tropfen aus dem Finger sollen ausreichen, anhand derer ein tragbares Gerät namens Edison rund 240 Stoffe und Krankheiten nachweisen kann.

Theranos wurde mit neun Milliarden Dollar bewertet

Sie gewinnt prominente Unterstützer wie den Verleger Rupert Murdoch, der sich mit 100 Millionen Dollar beteiligt, oder die ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz, die einen Sitz im Aufsichtsrat übernehmen. Holmes avanciert zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der USA, und ihr Unternehmen wird zu einem „neunfachen Einhorn“, also mit neun Milliarden Dollar bewertet. Doch 2016 platzt die Blase, und der Schwindel fliegt auf: Recherchen des „Wall Street Journal“ enthüllen, dass Holmes’ Testgeräte schlichtweg nicht funktionieren. Anfang dieses Jahres ist die 38- Jährige in einem Betrugsprozess schuldig gesprochen worden, eine Verkündung des Strafmaßes soll am 12. September folgen. Wie konnte sie alle täuschen?

Von Elizabeth Holmes’ spektakulärem Aufstieg und tiefem Absturz erzählt nun die achtteilige Disney+-Serie „The Dropout“, die auf einem gleichnamigen US-Podcast der Journalistin Rebecca Jarvis basiert und ebenso zeigt, mit welchen Tricks die Hochstaplerin ihre Investoren und auch Patienten so lange täuschen konnte.

Hat Holmes womöglich selbst noch an ihre Technologie geglaubt, als das Scheitern längst offensichtlich war? „Wenn man so hart daran arbeitet, etwas zu verwirklichen, physisch und emotional, sind wir zu solch verrückten Dingen fähig“, sagt Hauptdarstellerin Amanda Seyfried („Mamma Mia!“). Sie sprang ein, nachdem Kate McKinnon („Ghostbusters“) für die Rolle abgesagt hatte. „Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, und wir können Erfahrungen vergraben. Andererseits können wir Vorstellungen für real halten und so auf gewisse Art erschaffen. Holmes war unglaublich gut darin, die Geschichte von Theranos zu erschaffen.“

Eine lächerliche Kopie von Steve Jobs

Zu sehen ist auch, wie die Unternehmerin immer härter durchgreift und sich eine kühle Fassade zulegt, bestehend aus einem schwarzen Rollkragenpullover, inspiriert von ihrem Vorbild Steve Jobs, rotem Lippenstift und einer merkwürdigen, tiefergestellten Stimme, mit der sie in den USA zu einem leichten Opfer von Gags und „Saturday Night Live“-Sketchen wurde. „Ich habe mir am meisten den Kopf zerbrochen, wie ich den echten Menschen hinter diesen Dingen spüren kann“, sagt Showrunnerin Elizabeth Meriwether, die ihren ersten Erfolg mit der Comedyserie „New Girl“ feierte.

Beim Dreh wurde die 40-Jährige von 600 Seiten Korrespondenz zwischen Holmes und ihrem Ex-Freund und -Geschäftspartner Ramesh „Sunny“ Balwani überrascht, die im parallellaufenden Gerichtsprozess veröffentlicht wurden. Zuvor hatte es bereits ein erfolgreiches Enthüllungsbuch namens „Bad Blood“ gegeben, das Oscarpreisträger Adam McKay mit Jennifer Lawrence für AppleTV+ verfilmen wird. Hinzu kommen unzählige Coverstorys und stundenlange Videos von Zeugenaussagen. Dennoch: Was Elizabeth Holmes’ wahre Motivation war, Profit oder das Wohl der Menschheit, wird weiter ihr Geheimnis bleiben. Jegliche Betrugsvorwürfe hat sie stets bestritten.

"The Dropout": Ab Mittwoch, 20. April bei Disney+

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