Ein unglaublicher Coup von unglaublichen Menschen

"The Sticky": Ahornsirup wird zur ganz heißen Ware – wie diese neue Serie

04.12.2024 um 15:32 Uhr

Mit lakonischem Humor und einem Herz für schräge Typen kümmert sich die Amazon-Serie "The Sticky" darum, dass drei Möchtegern-Gangster mit ziemlich klebrigem Zeug den großen Reibach machen können – und ist dabei mindestens so gut, wie „Fargo“.

Auf diese Idee muss man erstmal kommen: über Monate hinweg Ahornsirup aus einem Lager klauen, um damit auf dem Schwarzmarkt Millionen zu verdienen. Klingt zu abwegig? Ist es aber nicht. Den "Great Canadian Maple Syrup Heist" hat es tatsächlich gegeben. Grob inspiriert von den Ereignissen im Jahr 2012, hat die Amazon-Serie "The Sticky" (ab 6. Dezember bei Prime Video abrufbar) mit der Realität freilich nicht allzu viel zu tun. Ein absolutes Highlight sind die sechs Episoden aber gerade deswegen.

Ein unglaublicher Coup muss von unglaublichen Menschen gelandet werden, dachten sich die beiden Serienerfinder Brian Donovan und Ed Herro. Sie zeigen ein großes Herz für ihr Personal, auch wenn Räuber und Gendarmen nicht immer die hellsten Kerzen am Baum sind und auch selten sympathisch.

Trotzdem kann man gar nicht anders, als mit der resoluten Ruth (Margo Martindale), dem so gutmütigen wie schwerfälligen Sicherheitsmann Remy (Guillaume Cyr) und dem überheblichen Gangsterimitat Mike (Chris Diamantopoulos) mitzufiebern. Ihr geplanter Raub in der kanadischen Provinz Québec zur kalten und unwirtlichen Ahornsiruperntezeit ist der Hilfeschrei von Chancenlosen, die sich nicht mehr alles gefallen lassen wollen.

Besser hätten es die Coen-Brüder auch nicht hingekriegt

Sie sind in der Geschichte die Guten, zumindest sind ihre Motive nachvollziehbar. Die von der großartigen Margot Martindale gespielte Ruth ist die Vernünftigste im Dreierbündnis und so energisch wie gewitzt. Seitdem ihr Mann von einem Baum und ins Koma fiel, muss sie sich gegen den so korrupten wie gierigen Chef (Guy Nadon) des Ahornsirupverbandes erwehren. Remy wiederum dürstet es nach Anerkennung und auch Mike, der weniger Top-Gangster als viel mehr idiotischer Handlanger ist, will sich seinem Boss beweisen.

Weil sich ihre Geschichte in einer verschneiten Provinzlandschaft abspielt, weil so viele Dinge schiefgehen, weil die lakonischen Dialoge unfreiwillig komisch sind und weil irgendwann eine Profi-Killerin (herrlich: Jamie Lee Curtis) auftaucht, könnte man meinen, eine neue Staffel "Fargo" zu sehen.

Der eigentliche Sirup-Diebstahl ist dann recht unspektakulär: Die drei Zufallsgangster zapfen Fässer an, pumpen den klebrigen Inhalt in einen Tankwagen und fahren von dannen. Das war's auch schon. Überhaupt fackelt "The Sticky" nicht lange: Sechs halbstündige Episoden reichen aus, um die Geschichte zu erzählen. Das ist einerseits sehr effizient, andererseits aber auch sehr schade. Das Ende kommt abrupt, nicht alle Konflikte werden aufgelöst. Immerhin bleibt dadurch die Hoffnung auf eine zweite Staffel ...

Quellen
  • teleschau
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