Die Ermittler tappen im Dunkeln

Beim „Tatort“ geht heute das Licht aus: Erbarmen, zu spät!

10.09.2023 um 12:16 Uhr

Heute läuft im Ersten die wohl düsterste Folge der gesamten Tatort-Reihe: "Erbarmen. Zu spät.“ spielt über eine Stunde lang im Dunkeln. Nur in den entscheidenden Momenten leuchten die Scheinwerfer auf. Erst nach mehr als eineinviertel Stunden erhellt das Morgengrauen die Szenerie - wobei der Wortteil Grauen ziemlich gut zutrifft.

Darum geht's in "Tatort: Erbarmen. zu spät"

Der Polizist Simon Laby (Sebastian Klein) wird vermisst. Sein angetrunkener und verstört wirkender Kollege, Anton Schilling (Niels Bormann), behauptet, dass er erschossen und am Waldrand vergraben wurde. Er gilt als verdächtig, will es aber nicht gewesen sein. Kommissar Brix (Wolfram Koch) und weitere Polizeibeamte suchen im Dunkel der Nacht mit ihm die Stelle, an der sich das Grab befinden soll. Doch die Suche verläuft schwierig, denn Schilling kann sich kaum erinnern.

An anderer Stelle werden die Beamten um Kommissarin Janneke (Margarita Broich) dafür fündig: In Labys Waldhaus entdecken sie große Mengen an Essensvorräten, Waffen, Munition und ein falsches Polizeiauto. Nun bekommt der Fall eine neue Dimension. Als mit Radomski (Godehard Giese) der Namen eines früheren Kollegen und Freundes von Brix ins Spiel gebracht wird, kann oder will er das zuerst nicht glauben ...

Lohnt sich das Einschalten?

Der Krimi ist spannend, thematisch relevant und gut gespielt. Bei den Ermittlern steht diesmal Wolfram Koch als Brix klar im Mittelpunkt, doch Margarita Broich scheint ihm als Janneke die paar Bälle gerne zuzuspielen.

Besonders interessant macht diesen Film, dass er - sogar für den experimentierfreudigen Sonntagskrimi - mit ungewöhnlichen filmsprachlichen Ausdrucksmitteln inszeniert wurde. Eigentlich spielt fast alles im Dunkeln. Sätze wie "Wo sind die Kollegen mit den Lampen?" sprechen dem Zuschauer da anfangs aus der Seele. Doch nach und nach wird klar, dass es pure und künstlerisch-ästhetische Absicht ist. Scheinwerfer, Laternenlichter, ein ominöses rotes Licht im Wald und das fahle Licht des Morgengrauens erhellen die atmosphärische Szenerie in den entscheidenden Momenten. Einzig das Regen-Finale lässt einen ratlos zurück.

"Erbarmen. zu spät" - der Titel des Hessen-"Tatorts" ist angelehnt an den Hit "Die Hesse komme!" (1984) der Band Rodgau Monotones. Der Song ist auch im Film zu hören.

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