Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Die neue ZDF-Chefin Nadine Bilke will ihren Sender optimieren: Was sie plant, was sie entwickelt und welche Highlights bald zu sehen sind, verrät sie in unserem exklusiven Interview.
Ein Interview von TV DGITAL Chefreporter Mike Powelz
Eine neue Kapitänin steht im ZDF am Steuer: Nadine Bilke ist seit Mai 2022 Programmdirektorin des Zweiten. Im Exklusiv-Interview mit der HÖRZU gibt die 46-Jährige erstmals Einblick in ihre Pläne, Kurskorrekturen und Zukunftsvisionen. Zudem verrät sie, auf welche Highlights sich die Zuschauer demnächst freuen können.
Nadine Bilke, welche Schulnote würden Sie dem ZDF aktuell geben?
NADINE BILKE: Selbstverständlich die Note eins – unter dem Gesichtspunkt lineares Hauptprogramm und weil wir seit zehn Jahren Marktführer sind. Wir haben sehr erfolgreiche Fiction, Shows, Dokus und Informationsprogramme. Auch bei jüngeren Zielgruppen können wir immer stärker punkten und werden unser Portfolio in den kommenden Jahren noch gezielter ausbauen. Hier also noch nicht ganz die Note eins, aber wir setzen viele neue Akzente.
Was wird sich für die ZDF-Zuschauer in näherer Zeit sichtbar verändern?
Vieles wird mit großem Stolz weitergeführt. Einige Beispiele: Im Bereich Fiction können sich die Zuschauer auf neue Folgen der „Chefin“ und ein großes „Bergretter“-Special am 17. November freuen. Im Bereich Show setzen wir Akzente mit „Wetten, dass ..?“. Und Jan Böhmermann und Oliver Welke spielen weiter am Freitag auf. Wir haben aber tatsächlich auch einiges Neues vor: In ZDF Neo gehen die Sitcoms „Deadlines“ und „Doppelhaushälfte“ in die zweite Staffel, und im Bereich Show zieht das „Browser Ballett“ von Funk zu ZDF Neo um.
Jüngst hat die Schauspielerin Claudia Michelsen gegenüber HÖRZU angedeutet, dass es eine vierte Staffel der Serie „Ku’damm“ geben könnte.
Ja, das stimmt, bei „Ku’damm 4“ sind wir momentan in der Entwicklung.
Ihr größtes Highlight in 2023?
Im Bereich Fiction ist unsere Serie „Der Schwarm“ ein Riesen-Highlight, weil der Roman nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Unterm Strich geht’s um die Frage, wie wir mit unserer Welt umgehen und ob wir sie ausreichend respektieren. Deshalb werden wir auch im Umfeld der Ausstrahlung zahlreiche Dokus zeigen, um dem Zuschauer einen Mehrwert zu bieten und die wissenschaftlichen Aspekte des Themas zu vertiefen.
Welche neuen eigenproduzierten Serien-Highlights haben Sie in der Pipeline?
Ende Dezember gibt es die Serie „Neuland“, in der eine Ex-Soldatin die Fürsorge für die Kinder ihrer verschwundenen Schwester übernimmt. Ebenfalls thrillerartig angelegt ist das Familiendrama „Gestern waren wir noch Kinder“, das bei uns im Januar läuft. Inhaltlich geht es bei dieser Serie um die Genese einer Geschichte, bei der die Ermordung einer Ehefrau durch ihren Mann im Zentrum steht. Ein Highlight von ZDF Neo ist die internationale Serien-Koproduktion „Tell Me Everything“ über das Thema Depressionen und psychische Gesundheit aus Sicht eines betroffenen jungen Mannes. Ihr größtes Doku-Highlight? 2023 steht die zweite Staffel der BBCKoproduktion „Eisige Welten“ auf dem Programm. Dabei dürfen sich die Zuschauer auf intensive Bilder freuen.
Was sind Ihre TV-Höhepunkte zu Weihnachten und Silvester?
Weihnachten werden wir wieder schöne, heimelige Serien aus der ZDF-Geschichte in der Mediathek und bei ZDF Neo zeigen. Sich als Familie etwa bei der „Schwarzwaldklinik“ oder einer neuen „Traumschiff“-Folge vor dem Bildschirm zu versammeln ist inzwischen ein echtes Weihnachtsphänomen geworden. Am 1. Weihnachtstag haben wir wie im vergangenen Jahr eine große „Dalli Dalli“-Show im Programm. Und natürlich gibt’s zum Jahreswechsel wieder eine Silvestershow. Sowie Rückblicke mit Markus Lanz und Oliver Welke. Außerdem zeigen wir Anfang Januar den Zweiteiler „Die Frau im Meer“ mit Heino Ferch und Anja Kling.
Stichwort Show: „Wetten, dass..?“ gibt es nach aktueller Planung nur 2022 und 2023. Wie stehen die Chancen auf eine regelmäßige Rückkehr mit ein oder zwei Ausgaben pro Jahr?
Jetzt freuen wir uns erst einmal auf den November. Nach einem Jahr Pause ist die Vorfreude groß.
Im November verlieren Sie „Terra X“- Moderator Dirk Steffens an RTL. Warum haben Sie ihn nicht gehalten?
Es gibt unterschiedliche Ursachen, warum sich einzelne Protagonisten eine neue Senderheimat suchen. Bestimmte Gemengelagen muss man als Sender akzeptieren. Aber was den „Terra X“-Kosmos betrifft, sind wir weiterhin sehr gut aufgestellt, unter anderen mit Harald Lesch, Mai Thi Nguyen-Kim und Mirko Drotschmann. Wir haben da ein schönes Ensemble, das sehr gut bei den Zuschauern ankommt.
2023 wird das ZDF 60 Jahre alt. Was planen Sie zum Jubiläum?
Eine große „Show der Shows“ – lassen Sie sich überraschen. Außerdem holen wir spannende Programme aus den Archiven, haben einiges aus dem Comedybereich im Köcher und bieten sowohl dokumentarische Highlights als auch wunderbare Rückblicke in aktuellen Formaten. Die Zuschauer dürfen sich auf eine Aufarbeitung der Fernsehgeschichte freuen sowie auf Schätze aus unserem Archiv.
Wann ist der TV-Amtsantritt für den neuen „Alten“?
Der Startschuss für Thomas Heinze als Nachfolger von Jan-Gregor Kremp in der Titelrolle fällt im März 2023.
„Aktenzeichen XY“ wird im November 55. Welche Formate oder Protagonisten feiern sonst noch Jubiläen?
Auch „heute“ und „Das aktuelle Sportstudio“ feiern 2023 ihr 60-jähriges Jubiläum. Außerdem haben „Das kleine Fernsehspiel“ und selbst die Mainzelmännchen dann schon 60 Jahre auf dem Buckel.
Geht der XY-Ableger „Aktenzeichen XY … gelöst!“ mit Sven Voss weiter?
Ja, 2023 gibt es vier weitere Folgen. Das Spin-off ist aufgrund seiner dokumentarischen Erzählform für den „Aktenzeichen XY“-Kosmos eine schöne Ergänzung.
Was guckt die ZDF-Chefin bei Netflix? Was hat Sie dort zuletzt begeistert?
Ich bin Fan von „Sex Education“. Die Themen, die in dieser Serie verhandelt werden, haben mich früher auch als Programmdirektorin bei ZDF Neo umgetrieben – von Coming of Age bis zu Identitätsfragen. „Sex Education“ hat sie cool gelöst.
Ihre Bilanz nach rund 150 Tagen Amtszeit: Was sind die größten Baustellen?
Unser Portfolio so auszurichten, dass wir allen Zuschauern, die für das öffentlichrechtliche Fernsehen bezahlen, ein gutes Angebot machen können – egal ob sie auf dem Smartphone schauen oder auf dem großen Bildschirm. Uns muss ein Balanceakt gelingen: Im klassischen, linearen TV wollen wir weiterhin mit unseren Programmen punkten, wollen aber ebenso erfolgreich sein in der Mediathek sowie mit begleitenden Angeboten im Netz und auf Social Media. Das ist tatsächlich die größte Herausforderung. Außerdem müssen wir die alten, starken Marken bewahren, aber sie gleichzeitig ausbauen und bei ihnen mit neuen Köpfen zugleich neue Akzente setzen, weil wir auch ein jüngeres Publikum für öffentlich-rechtliches Fernsehen begeistern wollen. Ein Beispiel für eine solche Anpassung ist das neue Format „37° Leben“.