Beatrice Egli in der DSDS-Jury: „Es fühlt sich fast surreal an“

10.09.2024 um 12:58 Uhr

2013 wurde die Schweizerin Beatrice Egli zur Siegerin von "Deutschland sucht den Superstar" gekürt. Nun kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln und nimmt in der 21. Staffel am Jury-Pult Platz. Im Interview erzählt sie, wie sich das anfühlt, was sich an dem Format und der Branche seit ihrem Gewinn geändert und vieles mehr.

Es ist viel passiert. 2013 stand Beatrice Egli der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" gegenüber, heute, elf Jahre später, sitzt sie selbst am Pult und gibt den Kandidaten Feedback. Die Schlagersängerin ist zu ihren Wurzeln zurückgekehrt, doch diesmal erlebt sie die Castingshow nicht mehr durch den Blickwinkel einer 25-Jährigen, sondern durch die Augen einer Frau, die weiß, das DSDS nur der Anfang ist und dass, wie sie im Interview betont, auch ältere Männer und Frauen wunderschön sein können. RTL zeigt die erste Folge der 21. Staffel des Casting-Formats am Mittwoch, 18. September, um 20.15 Uhr. Bei RTL+ steht der Auftakt bereits ab Mittwoch, 11. September, zum Abruf bereit.

Vor elf Jahren waren Sie als Kandidatin bei DSDS und haben den Contest für sich entschieden, jetzt sind Sie selbst in der Jury. Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen?

Beatrice Egli: Wieder an dem Ort zu sein, an dem für mich alles begann, ist schon sehr besonders, es fühlt sich fast surreal an. Der erste Tag am Jury-Pult war sehr emotional und sehr aufregend - ich werde diesen Moment nie vergessen. Ich habe mich mit den Kandidatinnen und Kandidaten sehr verbunden gefühlt, weil ich genau weiß, wie es ist, auf der anderen Seite des Tisches zu stehen. Da kamen viele Erinnerungen hoch, und ich bin nostalgisch geworden, weil es eine tolle Zeit war, in der ich viel erleben durfte und die so nie wieder kommt.

Was hat sich seit damals bei DSDS verändert?

Egli: Eine der größten Veränderungen ist definitiv durch die Digitalisierung gekommen. Ich habe das Gefühl, dass die Kandidatinnen und Kandidaten heute viel bewusster und besser vorbereitet sind. Man merkt einfach, dass sie teilweise viele Staffeln gesehen und Zugang zu einer schier unbegrenzten Vielfalt an Musik haben. Früher war man auf die CDs angewiesen, die man zu Hause hatte, heute kann sich jeder durch Streaming-Dienste genreübergreifend inspirieren lassen und hat das auf der Playlist, was ihm gefällt. Es ist spannend zu sehen, dass die Digitalisierung die Grenzen der Musik aufhebt und jetzt jede Generation mit jeder Musik in Berührung kommen kann. Das finde ich wunderschön.

Was, glauben Sie, macht einen Gewinner aus?

Egli: Ich glaube, damals wie heute ist es das Wichtigste, authentisch zu bleiben und wirklich das zu tun, was man liebt. Ein Gewinner darf sich nicht darauf beschränken, jemand anderen zu kopieren. Besonders heute, wo viele Songs schon bekannt sind und man eine bestimmte Stimme im Kopf hat, ist es definitiv eine Kunst, diese Lieder so zu interpretieren, dass sie den eigenen Sound und Charakter widerspiegeln. Ein echter Superstar ist jemand, dessen Stimme unter Tausenden zu erkennen ist. Jemand, der der den Zuschauerinnen und Zuschauern die Chance gibt, ihn als Menschen kennenzulernen, und der es schafft, sie auf eine Reise mitzunehmen. Aber ich wünsche jedem, auch wenn es nicht der Gewinner ist, dass er seinen musikalischen Weg gehen kann, mit ganzem Herzen und in voller Authentizität.

DSDS hat die Altersgrenze aufgehoben. Der älteste Teilnehmer ist sagenhafte 92 Jahre alt. Eine gute Idee?

Egli: Ja. Die Aufhebung der Altersgrenze bei DSDS ist etwas richtig Gutes. Die älteren Teilnehmer bringen eine ganz besondere Vielfalt und Tiefe in die Show und verleihen ihr viel Seele. Ihre Stimmen sind durch ihre Lebensgeschichte und ihre Erfahrungen geprägt, was ihnen etwas Einzigartiges verleiht. Es ist beeindruckend zu sehen, wie jemand im Alter von 92 Jahren regelrecht aufblüht, wenn er singt. In solchen Momenten wird klar, dass das Alter nur eine Zahl ist und keine Bedeutung mehr hat.

Wie verändert das die Show?

Egli: Besonders schön finde ich, wie die verschiedenen Generationen gemeinsam Musik machen und voneinander lernen. Das ist etwas, was man sich für die ganze Welt wünscht. Diese Verbindung und der Austausch zwischen den Generationen ist wirklich bewegend und macht die Show so stimmgewaltig und emotional wie nie zuvor. Ich bin sehr gespannt, wie das Publikum darauf reagiert, das letztendlich entscheidet, wer der neue Superstar wird.

Im Showbiz ist Erfolg mit gutem Aussehen verknüpft. Ist diese Aussage Vergangenheit oder sind ältere Kandidaten gegenüber Jüngeren im Nachteil?

Egli: Gerade in der heutigen Zeit ist es sehr wichtig, dass im Fernsehen alle Generationen vertreten sind. Eine Gesellschaft besteht nicht nur aus 20-Jährigen, Kindern oder Eltern, sondern aus Menschen aller Altersgruppen. Natürlich verändern sich Aussehen und Auftreten mit den Jahren - und das ist auch gut so. Es wäre doch schrecklich, wenn das Leben keine Spuren hinterlassen würde.

Wie definiert sich Schönheit für Sie?

Egli: Schönheit definiert sich für mich nicht durch Jugend, sondern durch Ausstrahlung, und die kommt von innen. Hier zeigt sich die Seele des Menschen, das verleiht ihm Tiefe und Charisma. Das macht jeden besonders, denn alles andere, ganz ehrlich, können wir in eine Künstliche Intelligenz eintippen, und wir bekommen das, was alle haben wollen. Das spiegelt aber nicht mehr das reale Leben. Es braucht Bewusstsein darüber, dass jede Generation unterschiedlich ist und dass das Aussehen jedes Einzelnen schön, wichtig und richtig ist.

Also liegt die Betonung jetzt nicht mehr nur auf ein jugendlich-attraktives Aussehen, sondern wir blicken auf den Menschen als Gesamtkunstwerk?

Egli: Für mich ist ein 92-jähriger Mensch, der sein Leben gelebt hat und singt, wunderschön. Wer definiert denn, was Schönheit ist? Die gängigen Schönheitsideale wie Modelmaße oder Kleidergrößen haben wenig damit zu tun, was einen Menschen wirklich ausmacht. Ich selbst kenne das nur zu gut.

Worauf spielen Sie an?

Egli: Mir wurde oft gesagt, dass meine Größe von 1,60 Meter und meine Figur nicht dem Ideal entsprechen. Aber gerade das macht die Vielfalt aus, eben dass es Menschen in allen Formen gibt, die in unterschiedlichsten Facetten ihre Schönheit zeigen. Jeder ist einzigartig. Ich habe nie dem Mainstream-Schönheitsideal nachgeeifert, und ich glaube, dass ein Wandel in der Gesellschaft stattgefunden hat. Die Menschen wollen echte, authentische Menschen sehen, keine perfektionierten, von einer KI generierten Abbilder.

Auch die Jury besteht aus vielen verschiedenen Charakteren. Wie würden Sie die Dynamik in der neuen Staffel beschreiben?

Egli: Es sind viele Generationen vertreten, die aus unterschiedlichen Musikgenres kommen. Diese Vielfalt spiegelt sich in unserer Dynamik wider, genau wie bei den Kandidaten und Kandidatinnen. Jeder von uns bringt seine eigene musikalische Herkunft und Leidenschaft mit ein, und das macht es so spannend. Ich bin sehr neugierig, wie das Publikum letztlich entscheidet, wer ihr Superstar wird, und hoffe, dass es einige Überraschungen geben wird.

 

Welche Bedeutung hat DSDS für Sie?

Egli: DSDS ist mein Ursprung, meine Herkunft. Die Show hat mir so viel ermöglicht, es war der Startschuss für das, was ich heute bin. Es ist aber nur der Start. Danach ist es nötig, sich in der Welt zu platzieren und den eigenen Weg zu gehen. Ich sage jedem Kandidaten, jeder Kandidatin, dass die Show ganz viele Türen öffnet, aber welche man nimmt, entscheidet jeder selbst. Sich dabei treu zu bleiben, ist eine Kunst. Ich wünsche es jedem, der diesen Traum leben darf. Aber es ist eben nur dann ein Traumleben, wenn man mit Freude seine Musik machen kann.

Führen Sie das Leben, von dem Sie geträumt haben?

Egli: In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass sich mein Leben so entwickelt. Mein Traum war es, auf der Bühne zu stehen und die Songs zu singen, die ich liebe. Das ist passiert, aber es kam noch so viel dazu: Dass ich heute meine eigene Sendung moderiere, über zehn Alben veröffentlicht habe und so viel Gold und Platin genießen darf, das hätte ich mir nie erträumt. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass der Höhenflug nach DSDS vielleicht ein oder zwei Jahre anhält. Dass ich auch über ein Jahrzehnt später erfolgreich bin und noch mehr unterwegs sein darf, das ist wirklich etwas ganz Grandioses und etwas wofür ich wahnsinnig demütig und dankbar bin.

Was macht Musik mit Ihnen?

Egli: Musik macht mich glücklich und erfüllt mich mit Leichtigkeit. Egal, was in meinem Leben passiert, sobald ich Musik mache, fühle ich mich einfach beseelt und glücklich. Sie bringt mir so viel Positives und hilft mir gleichzeitig, auch schwierige oder traurige Momente zu durchleben. Musik gibt diesen Gefühlen den Raum, den sie brauchen, und ermöglicht es mir, sie zuzulassen und schließlich loszulassen. Dadurch entsteht eine neue Leichtigkeit. Musik macht das Leben nicht nur einfacher, sondern auch intensiver und tiefgründiger. Sie verstärkt all das, was man sich im Leben wünscht.

Was steht als nächstes auf Ihrer Wunschliste?

Egli: Ganz oben steht Gesundheit, mental und körperlich. Denn ich würde gerne mit Freude und Leichtigkeit weiter das ausleben, was ich so liebe. Und ich wünsche mir, dass ich viele Menschen, vielleicht auch welche, die mich noch nicht kennen, auf eine spannende musikalische Reise mitnehmen kann. Außerdem freue ich mich auf neue musikalische Wege, die ich mit jedem Album gehe. Momentan entsteht gerade wieder neue Musik bei mir und das zelebriere ich. Ich genieße das und bin einfach glückselig.

Heißt das, Sie lassen den Schlager hinter sich?

Egli: Nein, Schlager ist meine große Liebe! Aber ich werde ihm immer wieder einen neuen Style geben. Ich glaube, im Leben ist Beständigkeit ebenso dauerhaft wie Veränderung. So ändert sich auch die Musik, aber sie bleibt natürlich Schlager. Ich bin einfach Schlager. Allerdings gebe ich meiner Musik auf dem neuen Album "Balance" auch neuen Sound, bringe neue Inspiration mit ein und führe den Schlager so ins neue Jahr. Auch 2025 wird die Entwicklung, die ich gemacht habe, wieder in meinen Songs zu finden sein. So sind meine Lieder im Laufe der Zeit immer persönlicher geworden.

 Gibt es ein spezielles Ereignis, das Sie inspiriert hat?

Egli: Das Leben inspiriert mich ständig, ob beim Kuchenbacken oder auf der Bühne. Ich lasse mich von dem leiten, was mir gefällt, und Musik ermöglicht mir eine ständige, lebenslange Entdeckungsreise. Gerade als Frau mit 36 Jahren empfinde ich vieles anders, was sich natürlich auch auf mich selbst und meine Musik auswirkt. Aber es ist nicht nur das Erlebte - auch Fantasie, Träume und Visionen spielen eine große Rolle.

Inwiefern?

Egli: Musik bietet die Möglichkeit, wie in einem Kinofilm, Dinge zu fantasieren und zum Ausdruck zu bringen. Gerade jetzt ist es wichtig, sich solche kreativen Räume zu schaffen. Ich lasse das bewusst zu und freue mich darauf, Neues entstehen zu lassen. Auch die Erfahrungen als Jurorin bei DSDS haben mich inspiriert und fließen in meine Musik hinein. Sie liefern neue Geschichten, die ich in meinen Songs verarbeite.

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