Unglaublich lustig - und rührend

"Herr der Ringe"-Film aus Russland: Diese schwarzen Reiter vergisst niemand

06.04.2021 um 18:01 Uhr

Lange war sie verschollen, jetzt ist eine russische Verfilmung des Tolkien-Meisterwerks wiederaufgetaucht und hat für eine kleine Sensation gesorgt. Sehen kann man den Film auf YouTube - zumindest ein Blick lohnt sich sehr. 

Die Adaption des ersten "Herr der Ringe"-Romans, in Russland produziert und 1991 unter dem Titel "Khraniteli" (zu deutsch: Bewahrer) veröffentlicht, ist schräg. Die Kostüme, die direkt aus dem Märchenklamottenfundus geborgt scheinen, die unbeholfenen Effekte, die abgefahrene Musik... Und erst die schwarzen Reiter! Statt furchteinflößender Gestalten galoppeln hier ganz normale Typen im kurzen Cape auf dunklen Pferden mit rotem Zaumzeug durch eine ländliche Gegend. Um sie zu bewundern, direkt zu Minute 29:09 springen.

Den ganzen Film, der damals nur einmal gezeigt wurde und dann in den Archiven verschwand, hat der russische Sender 5TV in zwei Teilen auf YouTube veröffentlicht:

Was daran, wie oben angeführt, rührend ist? Einfach die Tatsache, dass sich hier Filmemacher mit viel Enthusiasmus und fast nicht existentem Budget an die Umsetzung eines Fantasyepos gemacht haben, das in ihrem Land seit der Veröffentlichung 1955 nicht so beliebt war, wie bei uns, in England und den USA. Kaum verwunderlich, schließlich ließ Tolkien in seiner Trilogie keinen Zweifel daran aufkommen, dass die edelsten Heldengestalten aus dem Norden und Westen kommen und die fiesen dunklen Bösewichte aus dem Osten und Süden.

Erst 1982 gab es in der Sowjetunion eine offiziell veröffentlichte Übersetzung des ersten Bandes - die beiden weiteren folgten erst Jahre später.

Fantaghirò lässt grüßen

Ach und bevor man zu sehr ins Lästern über Musik, Ausstattung und übertriebenes Schauspielern gerät, muss man sich nur mal kurz an Prinzessin Fantaghirò erinnern - die 1991 gestartete, auch hierzulande sehr beliebte Märchenverfilmung. Zieht man da den eventuell vorhandenen Nostalgiefaktor ab, sieht es da nicht viel weniger schrillbunt und schräg aus - aus heutiger Sicht: 

Dass Peter Jackson, der einige Jahre später für uns den Standard setzte mit seiner Verfilmung der Tolkien-Saga, einige Milliönchen mehr hatte und digitale Möglichkeiten, um die drei Filme so beeindruckend umzusetzen, sollte auch bedacht werden.

"Der Herr der Ringe"-Serie

Wer weiß, vielleicht lässt auch Amazons in Produktion befindliche "Herr der Ringe Serie" Jacksons Filme bald alt aussehen. Gerade in Filmen mit Fantasyelementen ist ein Standard in Sachen Spezialeffekten schnell überholt... 

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