Musik ohne Ende

Die 6 besten Musik-Streaming-Dienste

30.09.2019 um 12:22 Uhr

Und schon wieder eine Revolution: Statt Songs zu kaufen, hört man sie über Streaming-Dienste auf Abruf – so viel, so oft und so lange man möchte. TV DIGITAL stellt die 6 besten Musik-Streaming-Dienste vor.

Der Mann hat einst Patti Smith, Tom Petty und die Dire Straits produziert: Jimmy Iovine weiß noch, wie Schallplatten knistern und wie sich eine Kassette anfühlt. Doch als er jüngst Apples neuen Musikstreaming-Dienst ankündigte, schien das alles längst vergessen. "Technologie und Kunst können zusammen funktionieren", frohlockte er mit seiner heiseren Rock 'n' Roll-Stimme. Ob er damit wirklich recht behalten wird?

Vorteil von Musik-Streaming

Streaming ist der direkteste Vertriebsweg von Musik; sie braucht damit nicht einmal mehr ein Speichermedium. Man muss die Songs nicht erst auf das Smartphone oder die Festplatte laden (etwa über iTunes), sondern sie werden genau in dem Augenblick zum Hörer übertragen, wenn er den Play-Button drückt. Größter Vorteil: Der digitale Plattenschrank ist fast unendlich groß – rund 30 Millionen Songs haben Dienste wie Napster, Deezer und jetzt auch Apple Music ständig auf Lager. Gegen eine monatliche Abo-Gebühr von knapp zehn Euro darf man so viel, so lange und so oft man möchte Musiktitel hören.

Deezer und Spotify: auch kostenlos erhältlich

Deezer und Spotify gehen sogar noch einen Schritt weiter und bieten nebenbei noch eine völlig kostenlose Variante an. Dafür kann man Songs nicht frei wählen, muss mit Werbeeinblendungen, einer geringen Klangqualität und einigen weiteren Einschränkungen leben. Doch was für Musikfans das Schlaraffenland zu sein scheint, ist für manche Musiker der Ausverkauf ihrer Arbeit.

Die Country-Pop-Sängerin Taylor Swift etwa zog Ende vergangenen Jahres alle ihre Songs aus Spotify zurück – vor allem wegen des Gratisangebots. "Musik ist Kunst, und Kunst ist wichtig und selten. Wichtige, seltene Dinge sind wertvoll. Für wertvolle Dinge sollte bezahlt werden", schrieb sie in einem Artikel für das "Wall Street Journal". Je nach Vertrag bekommen die Musiker pro gestreamtem Song nur Bruchteile eines Cents, laut einer Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young landen lediglich 68 Cent des monatlichen Abo-Preises bei den Künstlern. "Verarschung" nennt Ärzte-Sänger Farin Urlaub das. Streaming-Befürworter wie U2-Sänger Bono loben dagegen, dass sie auf diese Weise noch mehr Fans mit ihrer Musik erreichen.

Die Musikqualität

Musikfans haben bei den Streaming-Diensten die Qual der Wahl. Denn bei Angebot und Preis nehmen sie sich wenig, und bei der Qualität sind die Unterschiede fein. Überraschenderweise scheint Apple Songs mit einer niedrigeren Bitrate zu liefern als die anderen, 256 statt 320 KBit/s. Das bedeutet, dass die Datenmengen kleiner sind und schneller geladen werden, was gerade bei einer bescheidenen mobilen Internetverbindung Vorteile bringt. Das heißt aber auch, dass die Musik stärker komprimiert wird und einige Frequenzbereiche ganz weggelassen werden. Ob man auf dem Smartphone diesen Unterschied wirklich hört, ist sicher fraglich, über halbwegs ordentliche Lautsprecher kann er guten Ohren dagegen durchaus auffallen.

Einzig Tidal bietet neben seinem Zehn-Euro-Stream auch einen in Hi-Fi-Qualität an, für den doppelten Preis. Unser audiophiler Redaktionskollege Thorsten Mohr hat den teureren Dienst auf einem iPhone 6 plus über Kopfhörer getestet. Sein Urteil: Anspruchsvolle, aufwendig produzierte Stücke klingen tatsächlich merklich besser und gewinnen an Tiefe. Bei Charthits hörte der Experte dagegen keinen Unterschied.

Wer Musik nicht nur auf dem Handy hören mag, kann seine Flatrate auch auf Musiksysteme im Wohnzimmer umleiten, etwa auf Sonos-Komponenten, die von praktisch allen unterstützt werden (Apple Music wird, heißt es, so bald wie möglich integriert). In der Sonos-App kann man dann im Katalog von Spotify oder Deezer stöbern.

Die Falle: Nur ein Musik-Stream auf ein Gerät

Eine Falle, die man anfangs leicht übersieht, lauert bei den meisten Streaming-Services: Die Gebühr gilt nur für einen Stream auf ein Gerät. Hört Papa also auf dem Tablet Sinfonien, stoppt die Wiedergabe auf den Handys der Kinder. Immerhin ist es bei einigen Diensten erlaubt, gleichzeitig auf Lautsprechern andere Songs zu hören, das funktioniert etwa in der Kombination von Spotify und Sonos.

Die Lösung: Family-Option

Spotify bietet eine Family-Option, bei der jedes weitere Familienmitglied für 5 Euro zusätzlich ein eigenes Konto bekommt. Bis zu fünf Personen sind insgesamt erlaubt, dafür werden aber dann auch insgesamt 30 Euro fällig. Apple Music ist hier deutlich günstiger, bis zu sechs Personen sind für 14,99 Euro inklusive, jeder mit eigenem Konto – ein Angebot, das die Konkurrenz verblüffte. Dass Apple mit von Hand zusammengestellten Playlists wirbt und außerdem einen eigenen Online-Radiokanal anbietet, sind nette Beigaben für Einsteiger.

Offline-Funktion

Die Möglichkeit, Songs auch auf dem Smartphone zu speichern, zählt glücklicherweise mittlerweile zum Standard. So kann man sie hören, wenn keine Internetverbindung verfügbar ist. Auch im Urlaub ist diese sogenannte Offline-Funktion praktisch, weil man sich teure Roaming-Gebühren spart. Innerhalb von 30 Tagen muss man allerdings mindestens einmal online verbunden sein, sonst werden die Lieder gelöscht. Als einziger Anbieter kooperiert Spotify übrigens mit der Telekom, sodass Streams im Datenvolumen des Mobilfunkvertrags inklusive sind.

Die größte Schwäche des Musik-Streamings

Ist das Abo gekündigt (was monatlich möglich ist), sind auch alle Songs weg, eine Sammlung kann man auf diese Weise nicht anlegen. Andererseits steht einem für den Preis eines Albums die ganze Musikwelt offen, anders als bei Videostreaming-Diensten, die neue Filme erst nach Monaten im Programm haben, findet man bei Deezer, Tidal und allen anderen nämlich stets auch die aktuellsten Veröffentlichungen.

Welcher Musik-Streaming-Dienst ist der beste?

Spotify darf sich als Pionier der Branche fühlen, die Apps sind gut und werden laufend gepflegt. Deezer zieht mit der Unterstützung von praktisch jedem Soundsystem aber inzwischen vorbei. Apple Music lohnt sich vor allem für Familien, in denen iPhones verbreitet sind und jeder einen anderen Musikgeschmack hat. Tidal schließlich hebt sich mit seinem Hi-Fi-Dienst von der Masse ab, mit dem Mehrpreis aber auch.

Jeder Anbieter gewährt Neukunden mindestens einen Gratis-Monat. So kann man testen, welcher der Dienste einem am meisten zusagt – und mit etwas Geschick außerdem ein halbes Jahr Musik für lau hören.

Die 6 besten Musik-Streaming-Dienste im Vergleich

Apple Music

Kosten: Apple Music kostet pro Monat 9,99 Euro. Die Family-Option für bis zu 6 Personen kostet monatlich 14,99 Euro.

Apps: Für IOS, PC und ab Herbst 2015 auch für Android

Für welche Musiksysteme geeigntet? keine Angaben


Spotify

Kosten: Spotify bietet neben der kostenfreien Variante einen werbefreien und qualitativ hochwertigeren Stream für 9,99 Euro pro Monat an. Jede weitere Person im Haushalt, die Spotify nutzen möchte, zahlt 5 Euro pro Monat extra.

Apps: Für IOS, Android und Web

Für welche Musiksysteme geeigntet? Für insgesamt 21 Musiksysteme geeignet, u. a. Sonos, Bose, Denon, Yamaha


Google Play Music All-Inclusive

Kosten: Google Play Music All-Inclusive kostet pro Monat 9,99 Euro.

Apps: Für IOS, Android und Web

Für welche Musiksysteme geeigntet? Sonos


Napster

Kosten: Napster kostet pro Monat 9,95 Euro.

Apps: Für IOS, Android, Windows Phone und Web

Für welche Musiksysteme geeigntet? Für insgesamt 7 Musiksysteme geeignet, u. a. Sonos, Raumfeld, Yamaha, LG


Deezer

Kosten: Auch Deezer bietet neben einem Abo, das 9,95 Euro pro Monat kostet, eine kostenfreie Variante seiner Streams an.

Apps: Für IOS, Android, Windows Phone und Blackberry

Für welche Musiksysteme geeigntet? Für insgesamt 27 Musiksysteme geeignet, u. a. Sonos, Denon, Philips, Onkyo


Tidal

Kosten: Tidal kostet pro Monat 9,99 Euro. Wer Musik in Hi-Fi-Qualität streamen möchte, bekommt diese für insgesamt 19,99 Euro pro Monat.

Apps: Für IOS, Android und Web

Für welche Musiksysteme geeigntet? Für insgesamt 12 Musiksysteme geeignet, u. a. Sonos, Raumfeld, Bluesound